Heubach-Lautern gewinnt Silber im Bundeswettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft"
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Wettbewerb: Heubach-Lautern hat Zukunft

Beim 27. Bundeswettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) konnte sich das baden-württembergische Heubach-Lautern eine Silbermedaille sichern. Insgesamt hatten rund 1.100 Dörfer am Wettbewerb teilgenommen. 22 von ihnen konnten als Bundessieger in die Endrunde einziehen und Gold-, Silber- oder Bronzemedaillen erhalten. Die Siegerehrung des Dorfwettbewerbs findet am 26. Januar 2024 während der Internationalen Grünen Woche in Berlin im Rahmen eines großen Dorffestes statt.

Bei dem Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ konnten sich Dörfer bewerben, die mit herausragendem bürgerschaftlichem Engagement, vorbildlichen Ideen und innovativen Konzepten für eine zukunfts- und widerstandsfähige Entwicklung arbeiten. Die Goldmedaille ist mit 15.000 Euro, die Silbermedaille mit 10.000 Euro und die Bronzemedaille mit 5.000 Euro dotiert.

Özdemir: Mit Herzblut zu lebenswerten, zukunftsfähigen ländlichen Regionen

„Ich gratuliere den 22 Bundessiegern herzlich“, sagt Cem Özdemin, Bundesminister für Ländliche Räume. „Die vielen Engagierten und Ehrenamtlichen haben eindrucksvoll gezeigt: Unsere Dörfer und ländlichen Regionen haben Zukunft. Die Menschen vor Ort haben sich den Herausforderungen in ihren Gemeinschaften ganz unterschiedlich gestellt und ihre Vorstellungen von einem attraktiven Dorfleben verwirklicht. Entscheidend ist, und das gilt für alle Teilnehmenden: Wer sich mit Herzblut und guten Ideen einsetzt, leistet einen wichtigen Beitrag für lebenswerte und zukunftsfähige ländliche Regionen. Alle teilnehmenden Dörfer haben ein Beispiel dafür gegeben, wie viel sich mit Engagement und pragmatischen Konzepten erreichen lässt.“

Hauk: Aktive Beteiligung für Zukunft unserer ländlichen Räume 

Das bestätigt auch Peter Hauk, Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg: „Die aktive Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger an der Entwicklung ihres Ortes spielt eine große Rolle für die Zukunft unserer ländlichen Räume. Denn wir brauchen die Ideen und den Einsatz der Menschen vor Ort, um unsere Dörfer lebenswert zu gestalten und zukunftsweisend weiterzuentwickeln. Heubach-Lautern im Ostalbkreis ist beim Wettbewerb ‚Unser Dorf hat Zukunft‘ für sein hervorragendes Engagement mit der Silbermedaille belohnt worden. Ich gratuliere allen Bürgerinnen und Bürgern zu diesem Erfolg.“

"Umfangreiche Selbsthilfeleistungen und gegenseitige Unterstützung"

In Lautern werde das Leitbild ‚Lautern, eine blühende Gemeinschaft‘ überzeugend gelebt. Eine äußerst aktive Dorfgemeinschaft und starke Vereine trügen durch umfangreiche Selbsthilfeleistungen und gegenseitige Unterstützung dazu bei, dass es sich im Dorf sehr gut leben lässt. Die Dorfgestaltung werde als bürgerschaftlicher Prozess verstanden mit dem Ziel, historische Strukturen und Bauformen zu erhalten und das Ortszentrum in seiner traditionellen Vielfalt weiterzuentwickeln.

Nächste Runde "Unser Dorf hat Zukunft" startet Ende 2023

„Das Beispiel Heubach-Lautern zeigt eindrücklich, was sich vor Ort alles bewegen lässt, wenn es engagierte Kommunen mit tatkräftigen Bürgerinnen und Bürgern gibt, die durch das Land finanziell unterstützt werden“, sagt Hauk. Im Rahmen des kommenden 28. Wettbewerbs, der Ende 2023 und Anfang 2024 ausgeschrieben wird, hätten weitere Kommunen die Chance, das Engagement ihrer Bürgerinnen und Bürger publik zu machen. „Ich hoffe, dass viele baden-württembergische Kommunen diese Chance ergreifen und die Impulse nutzen, die sich durch eine Teilnahme am Wettbewerb für die Entwicklung ihres Ortes ergeben“, so Hauk.

Was macht Lautern so lebenswert?

Lautern ist heute ein Stadtteil von Heubach. Der Ort hat sich jedoch gleichzeitig ein eigenständiges Dorfbewusstsein bewahrt. Im Dorf gibt es viele Begegnungsmöglichkeiten, wie Spielflächen für Kinder und Sitzbänke unter Bäumen, am namensgebenden Bach sowie mit Blick auf die Vorberge der Schwäbischen Alb. Lautern ist Ausgangspunkt für Wander- und Fahrradtouren. Lautern ist als „Gärtnerdorf“ bekannt. Seit 1841 haben sich hier zwölf Gartenbaubetriebe und eine Baumschule angesiedelt. Dies spiegelt sich auch in der Dorfgemeinschaft wider. Sie bemüht sich ehrenamtlich darum, die Gemeinde zu erhalten und zu verschönern, wie auch der durch Spenden finanzierte und durch gemeinsames Engagement umgesetzte Gärtnerbrunnen beweist. Die Vielzahl an Vereinen in Lautern macht das Interesse des Dorfes deutlich, miteinander vernetzt zu bleiben – insbesondere generations- und vereinsübergreifend. So arbeiten beispielsweise die Vereine ÄWIL (Älter werden in Lautern) und Jil (Jugendinitiative Lautern) gemeinsam daran, unterschiedliche Hilfeleistungen wie Einkaufen oder Schneeräumen anzubieten. In Planung ist unter anderem die „Quartiersentwicklung 2030 – Zusammenleben von Jung und Ält“.

Erfolgsgeschichte: Der historische Markt Lautern

Ein Beispiel für den Zusammenhalt in Lautern: Der historische Markt, der Besucherinnen und Besucher auf eine Reise in das Jahr 1900 schickt. Der Heimat-und Geschichtsverein hatte die Idee zu dem Markt und hat ihn mit der Unterstützung aller anderen Vereine im Ort auf die Beine stellen können. Nahezu alle im Ort machen mit. Auf dem historischen Markt können Besucherinnen und Besucher altes Handwerk und bäuerliches Leben nachempfinden. Zimmerleute, Tischlerinnen und Tischler, Töpferinnen und Töpfer, Korbflechterinnen und -flechter, Schmiedinnen und Schmiede, Steinmetzinnen und -metze, Seifensiederinnen und -sieder – sie alle können bei der Arbeit beobachtet werden. In zeitgemäßer Kleidung und mit zeitgemäßen Werkzeugen.

Wie kam Lautern zum Bundeswettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft"?

Vor der Silbermedaille im Bundeswettbewerb hatte das Dorf schon einige Stationen hinter sich. Im Bezirksbescheid zum 27. Landeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ wurde es als eins von drei Dörfern aus dem Regierungsbezirk Stuttgart in den Landeswettbewerb geschickt. Dort konnte Heubach-Lautern im November 2022 die Goldmedaille gewinnen und so zum Bundeswettbewerb antreten. Für den Bundeswettbewerb wurde das Dorf von einer Bewertungskommission besucht. Gut zweieinhalb Stunden dauerte der Rundgang der Kommission. Sie guckte sich unter anderem das Bezirksamt, die Dorfschmiede und die Grünflächen an. Zudem verschaffte sich die Kommission ein Bild von den Vereinen, Initiativen, Projekten, der Infrastruktur und dem Zusammenhalt in der Dorfgemeinschaft.

Wer kürt die Gewinner von "Unser Dorf hat Zukunft"?

Die Bewertungskommission war vor der Vergabe der Medaillen drei Wochen lang von Dorf zu Dorf gereist. Dabei wurden unter anderem Ziele und Entwicklungskonzepte, wirtschaftliche Initiativen und die Verbesserung der Infrastruktur, soziales Engagement und dörfliche kulturelle Aktivitäten, wertschätzender und sensibler Umgang mit Baukultur, Natur und Umwelt bewertet. In der Bundesbewertungskommission waren unter dem Vorsitz von Hans-Jörg Birner (Bürgermeister der Gemeinde Kirchanschöring), Marion Frohnapfel (Bürgermeisterin der Gemeinde Nüsttal) und Volkhard Warmdt (Erster Bürgermeister der Gemeinde Wiesenbronn) neben Mitarbeitern des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft weitere Einrichtungen und Verbände vertreten: Einige Landwirtschaftsministerien der Länder, Deutscher Landkreistag, Deutscher Städte- und Gemeindebund, Deutscher Bauernverband, Deutscher LandFrauenverband, Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau, Deutscher Verband für Landschaftspflege, Verband der Gartenbauvereine in Deutschland, Deutsche Gartenbaugesellschaft 1822, Bund Deutscher Landschaftsarchitekt:innen, Bund der Deutschen Landjugend, Katholische Landjugendbewegung Deutschlands, Evangelische Jugend in ländlichen Räumen, Zentralverband des Deutschen Handwerks sowie Bund Heimat und Umwelt.

Der Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“
Bereits zum 27. Mal ehrt das BMLE bürgerschaftliches Engagement und die ganzheitliche Entwicklung unserer Dörfer. Der Bundeswettbewerb lädt dazu ein, die gemeinschaftlichen Leistungen und Lösungsansätze zur Dorfentwicklung vorzustellen. Er ist Bestandteil des Bundesprogramms Ländliche Entwicklung und Regionale Wertschöpfung (BULEplus), das der Förderung und Erprobung innovativer Ansätze der ländlichen Entwicklung dient und auch Impulse für die Verbesserung der Regelförderung setzt. Der Wettbewerb ‚Unser Dorf hat Zukunft‘ geht auf den im Jahr 1961 gegründeten Wettbewerb ‚Unser Dorf soll schöner werden‘ zurück. Der Traditionswettbewerb ist fester Bestandteil ländlicher Entwicklung und soll Menschen motivieren, ihre Zukunftsperspektiven zu bestimmen und aktiv an der Verbesserung der Lebensqualität auf dem Lande mitzuwirken.