Den ersten Platz beim ÖPNV-Zukunftspreis macht ein Projekt, dass die Akzeptanz für autonomen ÖPNV erhöhen soll
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ÖPNV-Zukunftskongress: Projekt für autonomen ÖPNV gewinnt Preis

Der öffentliche Personennahverkehr spielt eine wichtige Rolle für die Verkehrswende. Doch wie kann man ihn gezielt fördern und mehr Menschen für den Umstieg begeistern? Beim ersten ÖPNV-Zukunftskongress wurde ein Projekt der Hochschule Coburg gleich mit zwei Preisen ausgezeichnet: Dem ersten Platz beim ÖPNV-Zukunftspreis UND dem Publikumspreis.

Mit dem allerersten ÖPNV-Zukunftskongress in Freiburg soll der Nahverkehr in Baden-Württemberg einen Aufschwung erleben. Bei dem vom Zukunftsnetzwerk ÖPNV des Ministeriums für Verkehr Baden-Württemberg in Kooperation mit der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW) ausgerichteten Kongress kamen Verkehrs-Expertinnen und -Experten drei Tage lang zusammen, um klimaneutrale und umweltfreundliche Mobilität schneller umzusetzen. Dazu befasst sich der Kongress mit vielversprechenden Entwicklungen im ÖPNV in Baden-Württemberg und in der ganzen Welt. Erstmals wurde auf dem Kongress auch der ÖPNV-Zukunftspreis ausgelobt - drei Gewinner zeigen die Möglichkeiten des ÖPNV in der Zukunft. Damit passt der Kongress zu den Zielen des Landes Baden-Württemberg: Die Nachfrage im öffentlichen Nahverkehr bis 2030 im Vergleich zu 2010 verdoppeln. Dazu soll das Nahverkehrsangebot ausgeweitet und die Kfz-Mobilität reguliert werden.

Kostenloser ÖPNV in Luxemburg

Anwesend beim Kongress war deshalb unter anderem der Minister für Mobilität Luxemburgs, François Bausch, als Vertreter des weltweit ersten Landes, das einen flächendeckenden kostenlosen ÖPNV eingeführt hat. Er berichtete etwa von dem installierten Park-and-Ride-System und den Parkhäusern an Bahnhöfen, die den Umstieg – zumindest für Teilstrecken – auf den ÖPNV begünstigen.

Mehr On Demand-Verkehre und einfachere Fahrkartenabrechnungen

Ein Fokus des Kongresses lag auf dem Ländlichen Raum, der bisher weniger vom Ausbau des ÖPNV profitiert als die Städte. Dort will man vor allem bedarfsorientierte Angebote (On Demand-Verkehre) ausweiten. Vorgestellt wurde zudem die App Check-in-Check-out Baden-Württemberg (CiCoBW). Sie soll es ermöglichen auch ohne das Tarifsystem zu kennen, jederzeit mit dem günstigsten verfügbaren Tarif zu fahren. Die App erkennt Um- und Ausstiege automatisch.

1. Platz des ÖPNV-Zukunftspreis: Projekt will Akzeptanz für autonomen ÖPNV steigern

Doch nicht nur der ÖPNV-Zukunftskongress ist neu. Er kommt auch mit einem neuen Preis: Dem ÖPNV-Zukunftspreis. Den ersten Platz konnte der gleichzeitige Gewinner des Publikumspreises gewinnen: Das „Team Remobility“ des Masterstudiengangs Autonomes Fahren der Hochschule Coburg. Das Projekt „Teleoperation – Der sichere Weg zum autonomen Fahren“ soll die Akzeptanz von autonomem ÖPNV in der Bevölkerung erhöhen. Die Studierenden haben eine Software gebaut, mit der bestimmte bestehende Shuttlemodelle aufgerüstet werden können. Wie bei jedem autonomen Fahrzeug warnen Sensoren bei Gefahrensituationen. Die Software macht es in diesen Fällen möglich, dass sich ein Fernsteuerungssystem einschaltet. Im Leitstand kann dann ein geschulter Mensch mit Lenkrad, Pedalen und VR-Brille bei Bedarf die Steuerung des Fahrzeugs übernehmen. Auch die Kommunikation aus dem Leitstand mit den Fahrgästen ist möglich. Dieses System für Gefahrensituationen soll die Sicherheit und Akzeptanz für autonome ÖPNV-Fahrzeuge erhöhen. Das Projekt zielt besonders auf eine Anwendung im Ländlichen Raum. Das Studentenprojekt erhält für den ersten Platz des ÖPNV-Zukunftspreises 2.000 Euro. Für den Publikumspreis hat das Projekt noch einmal Gutscheine im Wert von insgesamt 500 Euro gewonnen.

Platz 2 für ÖPNV-Taxi

Die nbsw Nahverkehrsberatung Südwest in Heidelberg hat sich mit Ihrem „ÖPNV-Taxi“ als neue Form der On-Demand-Verkehre Platz 2 gesichert. Der Gedanke ist, dass örtliche Taxi-Unternehmen eine Art öffentlichen On-Demand-Verkehr anbieten, jedes örtliche Taxi-Unternehmen kann teilnehmen. Der Clou ist, dass die Fahrgäste nur den ÖPNV-Preis zahlen, da es Zuschüsse durch den Aufgabenträger gibt. Eine App überprüft dabei zuvor, ob es eine Verbindung im klassischen ÖPNV-Angebot gibt. Wenn diese vorhanden ist, kann das ÖPNV-Taxi nicht gebucht werden. So werden Synergien genutzt, aber Konkurrenzen vermieden. Das System der nbsw Nahverkehrsberatung wird seit September 2022 in Freudenstadt und Horb betrieben. Der zweite Platz ist mit 1.000 Euro dotiert.

Platz 3 für VVS-Umweltrechner

Die Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart bietet mit seinem VVS-Umweltrechner „Transparenz über den eigenen CO2-Verbrauch“ und zeigen so den Umwelt-Benefit und die Kostenersparnis beim Umstiegen auf den ÖPNV. Die Berechnungen basieren auf Statistiken seriöser Einrichtungen und Verbände wie dem Kraftfahrt- und Umweltbundesamt. Verschiedene Paramater können für ein möglichst realistisches Ergebnis manuell eingestellt werden. Für Platz 3 erhält das VVS-Projekt, das bereits seit Anfang 2022 nutzbar ist, 500 Euro.