Die Jugendfeuerwehren verlieren im Corona-Jahr 2020 Mitglieder
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Zulauf bei den Jugendfeuerwehren sinkt im ersten Corona-Jahr

Einsatzübungen, das Anwerben neuer Feuerwehrleute - Seit Beginn der Pandemie sind viele Arbeiten der Feuerwehren erschwert. Trotzdem hat das Engagement in Baden-Württemberg nicht nachgelassen. Der Zulauf bei den Jugendfeuerwehren nahm jedoch ab.

Die Corona-Zeit war auch für die Feuerwehren nicht leicht. Ausbildungs- und Übungsbetrieb waren durch die Schutzmaßnahmen deutlich eingeschränkt. Trotzdem kann Innenminister Thomas Strobl positive Bilanz ziehen: „Unsere Feuerwehren sind gut vorbereitet, um die Bevölkerung bestmöglich zu schützen. Die Corona-Pandemie mit den Maßnahmen zum Infektionsschutz hatte natürlich auch Auswirkungen auf das Einsatzgeschehen der Feuerwehren in Baden-Württemberg im Jahr 2020. Das öffentliche Leben war teilweise lahmgelegt, die Menschen waren überwiegend daheim. Da das Land 2020 auch von flächendeckenden Unwettern und Stürmen verschont blieb, sind die Einsatzzahlen gegenüber dem Vorjahr um 5,8 Prozent auf 111.302 Einsätze zurückgegangen. Gleichzeitig waren die Feuerwehren stark gefordert, was unter Corona-Bedingungen eine besondere Herausforderung bedeutet.“

Brandbekämpfung nur auf Platz 3

Das geht aus der Feuerwehrstatistik des Jahres 2020 hervor. Dabei waren 45,5 Prozent der Einsätze technische Hilfeleistungen, 16,3 Prozent Brandeinsätze, sieben Prozent rettungsdienstliche Notfalleinsätze und Krankentransporte und 11,3 Prozent sonstige Einsätze, wie Tierrettungen. In 19,9 Prozent der Fälle handelte es sich um Fehlalarme. Dabei sind die Fehlalarme im Vergleich zum Vorjahr um 7,7 Prozent gesunken. Die häufigste Ursache für Fehlalarme sind Brandmeldeanlagen – auch Rauchwarnmelder in Privatgebäuden. Die klassische Einsatzaufgabe der Feuerwehren, die Brandbekämpfung, rangiert seit Jahren erst an dritter Stelle des Einsatzgeschehens. Die Einsätze zur Brandbekämpfung sind 2020 um 2,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen und haben fast den gleichen Anteil am Gesamteinsatzgeschehen wie in den Vorjahren.

Über 11.000 Menschen von Gemeindefeuerwehren gerettet

Im Jahr 2020 wurden 11.114 Personen von den Gemeindefeuerwehren bei Brandeinsätzen und Einsätzen zur Technischen Hilfeleistung gerettet und in Sicherheit gebracht (2019 waren es 12.857). 1.554 Menschen mussten in diesem Jahr tot geborgen werden (Im Vorjahr waren es 1.595). 2020 kamen keine Angehörigen der Feuerwehren in Ausübung ihres Dienstes bei Übungen und im Einsatz ums Leben. Auch erlitten mit 99 weniger (2019 waren es 162) Feuerwehrangehörige der Abteilungen Berufsfeuerwehr und mit 800 weniger (2019 waren es 1.516) Angehörige der Freiwilligen Feuerwehren während ihres Dienstes Verletzungen. Bei den Werkfeuerwehren ist die Anzahl der Werkfeuerwehrangehörigen, die sich im Dienst verletzt haben, leider gestiegen. „Es ist ganz besonders tragisch, wenn Menschen, die Leben retten wollen, sich dabei verletzen oder gar ihr eigenes Leben verlieren. Daher ist es mir wichtig, dass die Ausbildung, Ausrüstung und Unterstützung für unsere Feuerwehren vor Ort konsequent weiterentwickelt wird. Auch bin ich dankbar, dass der Ausbildungs- und Übungsbetrieb vor Ort und an der Landesfeuerwehrschule fast überall wieder vollumfänglich ablaufen kann“, so Strobl.

Gleichbleibend hohes Engagement bei den Feuerwehren Baden-Württembergs

„Auch in dieser schwierigen Zeit mit eingeschränktem Übungsbetrieb und Einsätzen unter Pandemiebedingungen sind noch genügend Frauen und Männer den kommunalen Feuerwehren beigetreten oder in der Einsatzabteilung geblieben, so dass es keinen Rückgang gab. Mit 112.341 Angehörigen (2019 waren es 112.286) in den Einsatzabteilungen der Gemeindefeuerwehren haben wir eine gute Mannschaftsstärke erreicht, die es zu erhalten gilt“, erklärte Innenminister Thomas Strobl. Von den 112.341 Feuerwehrfrauen und Feuerwehrmännern, die 2020 in den Einsatzabteilungen der Gemeindefeuerwehren ihren Dienst für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger leisteten, taten dies 109.902 Frauen und Männer ehrenamtlich bei einer Freiwilligen Feuerwehr (2019 waren es 109.920). Im Jahr 2020 gab es bei den Gemeindefeuerwehren 7.261 Feuerwehrfrauen (2019 waren es 7.012), was einem Anteil von 6,4 Prozent (2019 waren es 6,2 Prozent) entspricht.

Nachwuchsarbeit in den vielen Jugendfeuerwehren

Dass die Feuerwehren personell so gut aufgestellt sind, ist sicher auch der Nachwuchsarbeit in den Jugendfeuerwehren zu verdanken. Aktuell ist bei 1.026 Gemeindefeuerwehren eine Abteilung Jugendfeuerwehr vorhanden, also bei 93,4 Prozent der 1.099 Gemeindefeuerwehren in Baden-Württemberg. Insgesamt haben in den Jugendfeuerwehren in Baden-Württemberg 31.878 Kinder und Jugendliche im Corona-Jahr 2020 darauf gewartet, dass die Übungsstunden wieder losgehen. Damit waren 4,6 Prozent weniger Jugendliche als 2019 (33.417) bei den Jugendfeuerwehren gemeldet. Der Anteil der Mädchen in den Jugendfeuerwehren beträgt 19 Prozent (2019 waren es 19,3 Prozent).

In den Altersabteilungen waren mit 30.951 Feuerwehrangehörigen 505 Seniorinnen und Senioren weniger als 2019 mit 31.456 gelistet. Das kann daran liegen, dass 2020 Feuerwehrangehörige später in die Altersabteilung gewechselt sind, um die Einsatzabteilungen in dieser Krise stabil zu halten. „Die Feuerwehr ist ein Abbild unserer Lebenswirklichkeit und für jede Altersgruppe interessant. Die Mitwirkung dieser erfahrenen Feuerwehrfrauen und Feuerwehrmänner aus den Altersabteilungen ist unverzichtbar“, sagte der Innenminister.

Jäger: "Feuerwehren leisten Großartiges"

„Die 1.099 Gemeindefeuerwehren in Baden-Württemberg leisten Tag für Tag großartiges zum Schutz der Bürgerinnen und Bürger", sagt auch der Präsident des Gemeindetags Baden-Württemberg, Steffen Jäger. "Auch in den vergangenen Monaten haben sie unter Pandemiebedingungen bewiesen, dass sie Herausforderungen bewältigen können, indem der Übungsbetrieb im Rahmen des Möglichen und oftmals unter erschwerten Bedingungen aufrechterhalten und die Einsatzfähigkeit gewährleistet werden konnte. Die Städte und Gemeinden stellen als Trägerinnen der Feuerwehren dabei eine verlässliche und stabile Grundlage bei Ausstattung, Ausbildung und Einsatzbegleitung zur Verfügung. Sie legen damit gemeinsam mit den Kameradinnen und Kameraden die Grundlage für die Sicherheit der Menschen. Gerade in diesen Tagen spüren wir angesichts von Unwetter- und Starkregenereignissen, wie wichtig eine ortsnahe Feuerwehr ist, die sich mit ihrer Ortskenntnis und großem ehrenamtlichen Engagement für den Schutz der Bevölkerung einsetzt.“