Gewalt gegen Beschäftigte im öffentlichen Dienst
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Umfrage: Gewalt gegen Beschäftigte im öffentlichen Dienst nimmt weiter zu

Jeder vierte Beschäftigte im öffentlichen Dienst hat Gewalt erfahren, 70 Prozent der Taten werden nicht gemeldet - Das sind die Ergebnisse einer breit angelegten Umfrage.

Dass Beschäftigte im öffentlichen Dienst zunehmend körperlicher und psychischer Gewalt sowie Bedrohungen ausgesetzt sind, ist bekannt - nicht zuletzt wegen tragischer Ereignisse wie dem Mord an Walter Lübcke vor drei Jahren. Einige Umfragen zu diesem Thema belegen den Eindruck der zunehmenden Bedrohung und Gewalt mit Zahlen. Doch die am breitesten angelegte Umfrage bei Behördenleitungen und Beschäftigten im öffentlichen Dienst legte nun das Deutsche Forschungsinstitut für öffentliche Verwaltung im Auftrag des Bundesinnenministeriums vor. 

Das BMI wolle auf einer belastbaren Datenbasis effektive Maßnahmen umsetzen, um den Schutz der Beschäftigten im öffentlichen Dienst zu intensivieren, sagte Johann Saathoff, parlamentarische Staatssekretär des BMI, bei der Vorstellung der Umfrageergebnisse. Es gehe um die Fürsorgepflicht und darum, dass die Beschäftigten dazu in der Lage sein müssten, darauf zu vertrauen, dass sie auf ihrer Arbeit nichts zu befürchten haben. 

Für die Umfrage hat das Deutsche Forschungsinstitut für öffentliche Verwaltung Behördenleitungen aus 1.631 Behörden und Organisationen, aus 2.300 verschiedenen Organisationseinheiten befragt. 

Studie zu Gewalt gegen Beschäftigte im öffentlichen Dienst

Neben den Behördenleitungen hat das Institut auch die Beschäftigten selbst befragt. 10.674 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes nahmen an der Befragung teil. Die Verteilung sieht dabei anders aus als bei den Behördenleitungen. So haben sich bei den Behördenleitungen etwa überdurchschnittlich viele aus dem Bereich Justiz beteiligt. Bei den Beschäftigten ist der Anteil hier eher niedrig. 

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Das Institut hat zum einen gemeldete Gewalt, zum anderen aber auch die tatsächlich erlebte Gewalt abgefragt. Bei der gemeldeten Gewalt sind die Ordnungs- und Bürgerämter sowie die Gerichtsvollzieherinnen und -vollzieher besonders stark betroffen. Zudem fällt auf, dass die Taten in fast allen Behörden seit Pandemiebeginn zugenommen haben. Der geringfügig entgegengesetzte Trend ist nur bei den Sozial- und Arbeitsverwaltungen, den Hochschulen sowie Feuerwehr und Rettungskräften zu erkennen.

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Die Art der gemeldeten Gewalt zeigt, dass Beleidigungen und Bedrohungen besonders häufig vorkommen. Doch auch von Körperverletzung berichten einige Beschäftigte des öffentlichen Dienstes. 

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Die tatsächlich erlebte Gewalt ist seit 2019 deutlich stärker gestiegen als die gemeldete Gewalt. Bei der Justiz, den Ordnungsämtern und den Bürgerämtern ist sie jeweils um mindestens 150 Prozent angestiegen seit 2019. 

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Die Verteilung der Art der Gewalttaten ist bei der erlebten und der gemeldeten Gewalt ähnlich. Auch bei der erlebten Gewalt liegen Beleidigung und Bedrohung weit vorne. 

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Bemerkenswert ist die enorm hohe Dunkelziffer bei der Gewalt gegen Beschäftigte im öffentlichen Dienst. Im Durchschnitt werden 70 Prozent der Taten nicht gemeldet. Bei Feuerwehr und Rettungskräften sind es sogar 80 Prozent.

Studie zu Gewalt gegen Beschäftigte im öffentlichen Dienst 7Am häufigsten nicht gemeldet werden Beleidigungen. Eine insgesamt niedrige Zahl der Taten gegen Beschäftigte im öffentlichen Dienst sind Taten sexueller Gewalt. Diese werden jedoch auch sehr häufig nicht gemeldet, häufiger als Bedrohungen. 

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Hauptgründe für das Nichtmelden sind der Eindruck, dass eine Meldung das Problem nicht lösen beziehungsweise die Situation nicht ändern würde und dass die Betroffenen die Tat nicht als meldewürdig einschätzen. 

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Das Forschungsinstitut hat die Befragten auch gebeten die vorhandenen Präventionsmaßnahmen zu bewerten. Die baulich-technischen Präventionsmaßnahmen haben bei dieser Abfrage im Verhältnis gut abgeschnitten. 

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Auch die Präventionsmaßnahmen haben eher gut abgeschnitten.

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Den größten Nachholbedarf sehen die Befragten bei den personenbezogenen Präventionsmaßnahmen. Während Maßnahmen wie Deeskalations- und Kommunikationstrainings zwar in viele Behörden und Organisationen verfügbar sind, wird die Qualität der Angebote eher schlecht bewertet. 

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