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Sensortechnik soll helfen, Waldbrände früher zu erkennen

Zwei Pilotprojekte in der stark waldbrandgefährdeten Region Rhein-Neckar testen den Einsatz des Funknetzwerks Lorawan. Es ermöglicht, von Sensoren erhobene Datenpakete über weite Strecken zu versenden. Informationen werden unter anderem über den CO2-Wert, die Temperatur oder den Luftdruck ermittelt. Die Feuerwehren sollen von den Sensoren profitieren, weil Brandherde früher als bisher erkannt werden könnten.

Die Anzahl und das Ausmaß von Waldbränden nimmt überall zu, auch in Baden-Württemberg. Innerhalb des Bundeslandes ist vor allem der Rhein-Neckar-Kreis ein buchstäblicher Hotspot. Genau dort ist vor einigen Wochen nun ein Pilotprojekt gestartet. Dabei sollen Waldbrände durch ein sogenanntes Lorawan-Netzwerk früher als sonst üblich erkannt werden. Lorawan steht kurz für Long Range Wide Area Network. Es handelt sich um ein leitungsloses Funknetzwerk, das vor allem in den Bereichen Internet of Things (IoT) und Smart City Anwendung findet. Das Netzwerk ermöglicht es, kleine Datenpakete über weite Strecken zu verschicken. Bis zu zehn Kilometer sind im Idealfall möglich.

Alle 15 Minuten verschicken Sensoren verschlüsselte Datenpakete

Die Daten im Pilotprojekt stammen von Sensoren, die an Wegweisern oder Schildern angebracht sind. Sie kommen ohne direkte Stromzufuhr aus, sondern funktionieren mit einer Batterie, die eine Lebenszeit von bis zu zehn Jahren hat. Alle 15 Minuten versenden sie verschlüsselte Datenpakete an den Empfänger, der an einem Turm angebracht ist. Auf einer Plattform werden sie dann ausgewertet. Wird ein individuell anpassbarer CO2-Grenzwert überschritten, kann über eine die Plattform ein Alarm ausgesendet werden. Feuerwehren ermöglicht das, schnell den Brandort zu erreichen und das Ausbreiten des Feuers verhindern. Die Sensoren sollen nicht flächendeckend eingeführt, sondern vor allem an Orten im Wald ausgebracht werden, wo sich Menschen aufhalten, etwa an Grillplätzen.

Zwei Projekte mit Lorawan im Rhein-Neckar-Kreis

Aktuell führe man zwei Projekte mit der Technologie im Rhein-Neckar-Kreis durch, sagte Rudolf Fickinger, der Betriebsleiter Informationstechnik des Eigenbetriebs Bau, Vermögen und Informationstechnik, EBVIT. „Dabei messen die angebrachten Sensoren Werte wie zum Beispiel CO₂, Temperatur, Luftfeuchtigkeit oder Luftdruck direkt im Wald. Mit diesen Werten kann dann gegebenenfalls ein Waldbrand erkannt oder gefährdende Veränderungen schnell festgestellt werden“, so Fickinger. In dem von Fickinger erwähnten zweiten Pilotprojekt wurden die Sensoren in einem Wald bei Sandhausen angebracht. Laut Kreisverwaltung bestand das Ziel dieses Projekts darin, die Reichweite und die Empfangsstärke in einem in einer weniger dicht bewachsenen und ebenen Waldfläche zu testen. Die Ergebnisse zeigten auf, dass sowohl die Reichweite als auch die Empfangsstärke besser ausfielen und die Sensoren zuverlässig die Daten übertrugen“, so die Pressemitteilung.

Ausweitung: Auch kreisangehörige Kommunen sollen Netz nutzen dürfen 

„Im Rhein-Neckar-Kreis denken wir nun über den Ausbau eines kreisweiten Lorawan-Funknetzes nach“, sagte Fickinger. Neben dem Landratsamt könnten auch kreisangehörige Kommunen das Netz für Anwendungsfälle nutzen. Das Land ist an dem Pilotprojekt nicht beteiligt. Die Gefahr zunehmender Waldbrände hat es aber erkannt. „Die Entwicklung des Waldbrandgeschehens in den letzten Jahren im Südwesten zeigt deutlich, dass wir in Baden-Württemberg nicht nur den Wald an den Klimawandel weiter anpassen müssen, sondern auch unser forstliches Risikomanagement, um gut vorbereitet zu sein“, sagte Peter Hauk MdL, Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, auf Anfrage.

Minister Hauk: Vorsorge ist jetzt notwendig 

Der Klimawandel erhöhe das Waldbrandrisiko in Baden-Württemberg deutlich, trotz gut gepflegter und vorherrschender Mischwälder, so ein Sprecher des Ministeriums. Er verweist auf Daten des Deutschen Wetterdienstes, die die die jährliche Zunahme der Tage mit hohem Waldbrandrisiko seit 1980 belegen. „Damit steigt auch das Risiko für Vegetationsbrände. Deshalb ist jetzt Vorsorge notwendig  und Präventionsmaßnahmen müssen organisiert werden. Denn erfolgreiche Waldbrandbekämpfung setzt ein umfassendes Waldbrandmanagement voraus“, so der Sprecher.

Plattform Waldbrandmanagement BW als wichtiges Tool

Die ‚Plattform Waldbrandmanagement BW‘ trage dazu bei. „Sie ist ein zentrales Ziel der Waldstrategie Baden-Württemberg und setzt einen Auftrag des Koalitionsvertrages um“, sagt der Sprecher. Die Waldstrategie sei Bestandteil der im Moment noch stattfindenden Haushaltsberatungen 2023/2024. „Sobald diese abgeschlossen und der Etat freigegeben ist kann die weitere Umsetzung fortgesetzt werden“, so der Sprecher weiter.

Das Ministerium beteiligt sich nach eigenen Angeben derzeit an folgenden Projekten:

  • Projekt der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) zu ‚Wald-Klima-Resilienz‘ im Jahr 2022. Dabei geht es unter anderem um die Entwicklung eines integrierten Waldbrandmanagements sowie um die modellhafte Entwicklung von Krisenplänen zunächst auf örtlicher Ebene im Hardtwald (Rheinebene).
  • Vernetzung von Akteuren bei Forst und Feuerwehr zu  ‚Fachberater-Tandems‘ auf regionaler (Landkreis-)Ebene.
  • Fort- und Weiterbildungen zum Thema Waldbrandmanagement der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Freiburg (FVA).
  • Mitarbeit in der Bund-Länderarbeitsgruppe zur Vorbereitung bundeseinheitlicher Waldbrandeinsatzkarten mit dem Ziel, einen länderübergreifender Standard zu erreichen.