© Berblinger & Weingardt

Podcast macht Lust auf Kommunalpolitik 

Die Herbolzheimer Gemeinderäte Sebastian Berblinger und Philipp Weingardt haben im Sommer einen gemeinsamen Podcast gestartet. Themen: Kommunalpolitik und Herbolzheim. Mit der Resonanz auf die ersten Folgen sind die beiden zufrieden. 

Es gibt ihn erst seit August, den Herbolzheim-Podcast „Berblinger & Weingardt“ von Sebastian Berblinger und Philipp Weingardt, und doch ist er schon stadtweit bekannt. „Ich habe den Eindruck, dass ganz Herbolzheim schon weiß, dass es ihn gibt“, sagt Sebastian Berblinger im Gespräch mit die:gemeinde. Sein Co-Podcaster Philipp Weingardt ergänzt: „Der Bürgermeister hat auch schon Anspielungen darauf gemacht.“ Die Neugier der Herbolzheimerinnen und Herbolzheimer ist verständlich, denn welche Kommune dieser Größe – die Kleinstadt nördlich von Freiburg hat etwas mehr als 10.000 Einwohnerinnen und Einwohner – kann schon von sich behaupten, einen „eigenen“ Podcast zu haben?  

Bauanträge sind nicht "fancy", doch Kommunalpolitik ist spannend

Berblinger und Weingardt, Gemeinderäte von CDU und Grünen, haben sich zwei Dinge auf die Fahne geschrieben: Erstens sollen die Folgen ihrer Sendungen stets einen Bezug zu ihrer Stadt aufweisen. „Da halten wir uns streng dran“, sagt Berblinger. Zweitens wollen sie ein Schlaglicht auf die Kommunalpolitik werfen. Die nämlich stehe zu wenig im Rampenlicht, finden die beiden. „Auch in Herbolzheim selbst wissen wenige Bürgerinnen und Bürger, worüber im Gemeinderat beraten und was beschlossen wird. Das hat viele Gründe“, sagt Philipp Weingardt. „Bauanträge sind eben nicht gerade fancy.“  

Doch wie bringt man Themen an die Frau oder den Mann, die eben nicht besonders „fancy“, also nicht besonders angesagt oder leicht zugänglich, sind? Genau diese Überlegung stand am Anfang von „Berblinger & Weingardt“. „Wir habe uns überlegt, welches Format sich am besten eignet, um kommunalpolitische Inhalte rüberzubringen“, erklärt Berblinger. „Die Wahl fiel auf das Medium Podcast.“ Nicht zuletzt, weil es den beiden die Möglichkeit gibt, Themen in aller Ausführlichkeit zu besprechen. „Wir sind auch im Gemeinderat nicht gerade die Ruhigsten“, sagt Philipp Weingardt. In den Sitzungen könne man nicht alles so kommunizieren, wie man wolle. Der Podcast biete diese Möglichkeit.  

Interviewgäste: Originale aus der Stadt oder junge, kreative Leute 

Ein weiterer Aspekt besteht darin, Menschen aus Herbolzheim eine Plattform zu bieten, seien es Originale aus dem Stadtbild, die jeder kennt, Kolleginnen und Kollegen aus dem Gemeinderat oder junge Leute mit guten Ideen. So wie Mara Schmidt und Sina Dörle, die Gäste der ersten Folge von „Berblinger & Weingardt“. Sie sind die Initiatorinnen einer Gruppe junger Leute aus Herbolzheim, die dem Einzelhandel neue Impulse geben und den Geschäften mit Hilfe sozialer Medien mehr Aufmerksamkeit verschaffen wollen. „Berblinger & Weingardt“ bot ihnen die Möglichkeit, ihre Tätigkeit in aller Ausführlichkeit darzustellen. 

Philipp Weingart sieht im Podcast außerdem das Potenzial eines Wegweisers für Neu-Herbolzheimerinnen und Neu-Herbolzheimer. Schließlich wachse die Stadt, und anfangs falle die Orientierung manchmal schwer. Er und Sebastian Berblinger kennen sich schon seit Jugendtagen. Der Reiz der Konstellation liege nicht zuletzt darin, dass sie unterschiedlichen Fraktionen angehören, sagen sie. Im Gemeinderat gehören sie zu den jüngeren, obwohl sie jenseits der 40 sind. Das Konzept geht bislang auf: Bis zu dreihundertmal wurden die ersten beiden Folgen bislang jeweils angehört. Den Teaser des Podcasts nahmen die beiden am Rande einer Klausurtagung des Gemeinderats in einem Hotelzimmer auf.  

Diskussion über den kommunalen Haushalt 

In der zweiten Folge, die im Dezember online ging, stand dann ein echtes kommunalpolitisches Thema auf dem Programm: Mit den Fraktionschefs von SPD und Freien Wählern im Gemeinderat, Doris Daute und Martin Bergmann, sprachen – und debattierten – Berblinger und Weingardt über den städtischen Haushalt 2023. Im Gegensatz zur Sitzung im Gemeinderat ging es aber um noch viel mehr. Zum Beispiel um die Frage, was die Gäste überhaupt veranlasst hat, sich in der Kommunalpolitik zu engagieren. Aber auch um Grundsatzfragen der kommunalen Finanzpolitik.  

Soll der Podcast ein Erfolgsprojekt werden, müssen neue Folge produziert werden. Für Berblinger und Weingardt eine Herausforderung, schließlich ist die Sendung ein Nebenprojekt. Trotzdem wolle man die Schlagzahl erhöhen, sagt Sebastian Berblinger, die Gäste für die nächsten beiden Folgen stünden bereits fest. Auch beim technischen Equipment wolle man nachrüsten. „Wir sind keine Profis, wollen aber besser werden“, sagt Philipp Weingardt. Das Podcast-Fieber sei jedenfalls geweckt. Und nicht nur bei den Podcastern und den Herbholzheimerinnen und Herbolzheimern: Auch Gemeinderäte aus anderen Kommunen hätten sich bereits danach erkundigt, was die beiden denn da treiben. Das Potenzial für Podcasts mit kommunalpolitischer Ausrichtung scheint größer zu sein, als manche annehmen.