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Klimakrise stellt Ländlichen Raum vor große Herausforderungen

In dieser Woche findet das Zukunftsforum Ländliche Entwicklung statt. Das programmatische Motto lautet "Land.Kann.Klima". In ihrer Eröffnungsrede skizzierte Bundesumweltministerin Steffi Lemke, welche Probleme der Klimawandel für den ländlichen Raum mit sich bringt – und mit welchen Methoden Städte und Gemeinden im Ländlichen Raum ihm begegnen sollten.

Das Zukunftsforum Ländliche Entwicklung ist am Mittwoch in Berlin in seine 16. Ausgabe gestartet. Bundesumweltministerin Steffi Lemke betonte in ihrer Eröffnungsrede die schicksalhafte Verknüpfung von Umwelt und Landwirtschaft. Aus Sicht von Lemke und Landwirtschaftsminister Cem Özdemir sind beide untrennbar miteinander verbunden. Deshalb ist das Umweltministerium erstmals Partner der Veranstaltung, und deshalb hatten Özdemir und Lemke bereits zuvor eine strategische Allianz ihrer Häuser verkündet. 

Lemke: Krisen gefährden Entwicklung im Ländlichen Raum 

Die großen ökologischen Krisen ließen sich nicht mehr verleugnen, sagte Lemke, die auf die Klimakrise, das Artenaussterben und die Verschmutzungskrise verwies. Sie gefährdeten mittlerweile Lebensgrundlagen, Landwirtschaft, Ernährung und damit auch "jedwede Entwicklung im ländlichen Raum."

Zwar seien alle Regionen in Deutschland betroffen. Besonders spürbar seien die Probleme jedoch im ländlichen Raum. Folgende Beispiele nannte die Umweltministerin als Beleg ihrer Aussage:

  • Jeder Sommer bringe neue Hitzerekorde mit sich, die Durchschnittstemperaturen würden steigen.
  • Starkregen und Flutereignisse überschritten jede bekannte Grenze – zuletzt bei der Katastrophe im Ahrtal mit mehr als 180 Todesopfern.
  • Dürreperioden ließen Böden, Wälder und Flüsse austrocknen.
  • Dazu komme der Verlust wertvoller Böden, durch Bodenversieglung, Verdichtung, zu enge Fruchtfolgen und den übermäßigen Einsatz von Pestiziden.
  • Wälder gerieten unter Stress, durch Sturmschäden, Dürre, Waldbrände und die Massenvermehrung von Schadinsekten wie dem Borkenkäfer. Gerade die nicht naturnahen, standortfremden Nadelholz-Monokulturen seien vielerorts komplett zusammengebrochen.
  • Invasive Arten machten sich breit, bisher heimische Pflanzen und Tiere gerieten unter Druck. Mit neuen Arten, wie etwa der Tigermücke, wanderten neue Krankheiten ein.

Auswirkungen ökologischer Krisen bedrohen Arbeitsplätze

Lemke betonte, dass die Auswirkungen der ökologischen Krisen mittlerweile Lebensperspektiven und Arbeitsplätze vieler Menschen bedrohen, gerade im ländlichen Raum. "Sie bedrohen die Wertschöpfung verschiedenster Sektoren, sei es in der Landwirtschaft, in der Energiewirtschaft oder im Tourismus. Und zwar nicht nur in den Skiregionen, über die gerade viel berichtet wird", so Lemke. "Die gute Nachricht ist: Wir wissen, was zu tun ist: Wir wissen, was wir tun müssen, um die Klimakrise einzudämmen und das Artenaussterben zu stoppen. Wir wissen, wie wir wirksam Vorsorge treffen. Und dass das eine gemeinsame Aufgabe ist."

Lemke: Intakte Ökosysteme sind gleichzeitig Klimaschützer

Der Umweltministerin zufolge seien jene Lösungen besonders effektiv, die gleichzeitig das Klima schützen und die Artenvielfalt stärken. Dieser Ansatz verfolge sie in ihrer Politik. Als Beispiel nannte sie das Aktionsprogramm "Natürlicher Klimaschutz", der ein Schwerpunkt ihres Hauses sei. Sein Ziel bestehe darin, naturnahe Wälder, Auen und Moore zu erhalten und neu zu schaffen, grünere Städte und mehr Wasser in unseren Landschaften zu integrieren. "Denn intakte Ökosysteme sind gleichzeitig Klimaschützer, wertvoller Lebensraum für Pflanzen und Tiere und besser gewappnet gegen die Folgen der Klimakrise", so Lemke. Bis 2026 werde die Bundesregierung vier Milliarden Euro für den Natürlichen Klimaschutz bereitstellen, sagte Lemke. Damit könne man viele attraktive Fördermöglichkeiten schaffen, insbesondere für den ländlichen Raum.

Nationale Wasserstrategie soll im Frühjahr ins Kabinett

Auch die Nationale Wasserstrategie nannte Lemke als Beispiel für effektive Lösungen. "Die Nationale Wasserstrategie betrachtet die Herausforderungen der Wasserwirtschaft in Deutschland bis zum Jahr 2050. Sie beschreibt, wo wir bis 2050 hinwollen und welche Ziele und Maßnahmen wir auf dem Weg dorthin verfolgen. Ich will damit unter anderem dafür sorgen, dass die Klimarisiken im Hochwasserrisikomanagement noch viel stärker berücksichtigt werden. Auch Dürre und Niedrigwasser müssen in der Planung eine stärkere Rolle spielen. Das erfordert Renaturierungen, eine nachhaltige Entwicklung von Gewässern und Auen sowie einen naturnahen Wasserhaushalt. Die Nationale Wasserstrategie will ich im Frühjahr dieses Jahres ins Kabinett bringen", sagte Lemke.

Wälder als naturnahe und klimastabile "Waldökosysteme"

Als drittes Beispiel nannte Lemke die Bemühung, Wälder zu naturnahen und damit klimastabileren "Waldökosystemen" umzubauen. "Unser Ziel ist die Entwicklung klimastabiler Mischwälder heimischer Baumarten wie zum Beispiel Buche, Eiche, Linde und Spitzahorn. Nur gesunde, naturnahe Wälder können für Abkühlung sorgen, vielfältigen Arten Lebensräume bieten, Wasser in der Landschaft halten und Dürren und Starkregen standhalten. Auch das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz wird dazu beitragen, den Paradigmenwechsel im Wald zu gestalten", sagte Lemke. 

Das Bundesumweltministerium koordiniert weitere Aktivitäten zur Klimaanpassung und -vorsorge auf nationaler Ebene:

  • Eine Klimaanpassungsstrategie, die die Deutsche Anpassungsstrategie von 2008 weiterentwickelt, ist in Arbeit. Sie soll mit messbaren Zielen versehen werden. 
  • Ein Klimaanpassungsgesetz soll das gemeinsame Handeln noch besser steuern. Die Ressortabstimmung soll im Frühjahr erfolgen.
  • Perspektivisch sollen Bund und Länder eine gemeinsame Finanzierung der nötigen Maßnahmen absichern.
  • Das Umweltministerium unterstützt mit seinen Förderprogrammen zur Klimaanpassung bereits heute Kommunen in der Einführung des Managements der Klimaanpassung. So werden in sozialen Einrichtungen wie Krankenhäusern oder Kindertagesstätten Maßnahmen zur Klimaanpassung gefördert.