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Deutschland-Index verzeichnet Fortschritte bei der Digitalisierung der Verwaltung

Anfang Mai haben das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) und das Kompetenzzentrum Öffentliche IT (ÖFIT) am Fraunhofer-Institut FOKUS den aktuellen Deutschland-Index der Digitalisierung vorgestellt. Die Auswirkungen der Pandemie machen sich bereits bemerkbar: Die Bürger nehmen digitale Verwaltungsleistungen immer stärker in Anspruch. Der Ausbau der Angebote geht ebenfalls voran, wenn auch in vielerlei Hinsicht noch schleppend.

"Mit großer Wucht wurde in der Pandemie deutlich, dass die Verfügbarkeit digitaler Angebote von Behörden nicht länger eine Ergänzung zum herkömmlichen, analogen Portfolio darstellt, sondern Voraussetzung für eine funktionierende Verwaltung ist", schreiben die Autoren des Anfang Mai veröffentlichten Deutschland-Index der Digitalisierung. Die von der Pandemie erzwungene Entwicklung macht die im Mai veröffentlichte Erhebung besonders interessant, da die Dinge eine Dynamik entwickelt haben, die noch Anfang 2020 nicht absehbar war.

Deutschland-Index der Digitalisierung 2021: Fokus in diesem Jahr auf Bürgersicht

Bei der Untersuchung von 300 repräsentativ ausgewählten deutschen Kommunen legten die Wissenschaftler des am Fraunhofer-Institut FOKUS angesiedelten Kompetenzzentrum Öffentliche IT (ÖFIT) ihr Augenmerk auf die Nutzer. Sprich: Wie gut sind die Angebote der (kommunalen) Verwaltung aus Bürgersicht? Wie gut strukturiert, wie übersichtlich, wie einfach bedienbar und wie transparent sind die Angebote gestaltet? In einem zweiten Schritt untersuchten die Wissenschaftler dann auch, wie es um die Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes (OZG) bestellt ist. 

OZG-Umsetzung: Fortschritte ja, aber schleppend

Dabei kommen die Autorinnen zunächst zu einem ernüchternden Ergebnis. Kurz gesagt: Es gibt Fortschritte, doch diese sind überschaubar. "Wie bereits vor zwei Jahren zeigt die Betrachtung fünf besonders häufig nachgefragter Verwaltungsleistungen, dass die OZG-Umsetzung in der Fläche nur schleppend vorangeht. Im Schnitt bieten die 300 betrachteten Kommunen mittlerweile 1,2 der fünf untersuchten Verwaltungsleistungen vollständig digital an und damit 0,3 Leistungen mehr als zwei Jahre zuvor. Umgerechnet entspricht das knapp 24 Prozent aller untersuchten Leistungen und damit immerhin fünf Prozentpunkte mehr als bei der letzten Erhebung."

Deutschland-Index: Internetnutzer im Südwesten geben Kommunen gute Noten 

Grundsätzlich sehen die Fachleute in den Web-Portalen der Kommunen die wichtigsten Online-Angebote. Und hier punkten die Kommunen Baden-Württembergs insgesamt mit einem Spitzenwert: So gaben laut einer ÖFIT-Umfrage 66,3 Prozent der Internetnutzer im Südwesten an, dass Informationen, Dienstleistungen oder Ansprechpartner auf der Webseite ihrer Stadt oder Gemeinde gut und leicht auffindbar sind - mehr als in jedem anderen Bundesland. Deutschland weit ist festzustellen, dass immer mehr Menschen digitale Verwaltungsangebote nutzen. Im vergangenen Jahr haben 40 Prozent der 5.500 Befragten mindestens eine digitale Verwaltungsleistung in Anspruch genommen.

Fortschritte unter anderem bei Webseiten-Responsivität und Online-Bürgerbeteiligung 

Erfreuliche Entwicklungen konstatieren die Wissenschaftler auch bei den Angeboten der Städte und Gemeinden. So hätten sich die Responsivität kommunaler Webseiten sowie die Anzahl und Qualität von Online-Bürgerbeteiligungen verbessert. Hier sei ein Wachstum zu verzeichnen, etwa bei Bürgerhaushalten oder Bürgerbefragungen. Im Schnitt hatte bei der letzten Erhebung nur jede vierte Kommune eine solche Beteiligung angeboten, nun ist es fast jede dritte. Auch in Baden-Württemberg manifestiert sich dieser Trend, das Wachstum in dieser Kategorie beträgt gut 35 Prozent. 

Beratungsangebote überwiegend als Einbahnstraße vorhanden

Einen klaren Trend gibt es außerdem bei Online-Beratungsangeboten, die die Pandemie merklich beflügelt hat. So böten fast 90 Prozent der Kommunen einen Newsfeed auf ihrer Website an. "Gerade in Zeiten von Corona können sich Bürger:innen so komfortabel über Neuigkeiten und wichtige Informationen, etwa zur Pandemielage, informieren", so die Autoren. Die meisten Informationsangebote seien indes "unidirektional": "Rückfrage- oder Klärungsbedarf werden nicht adressiert", heißt es im Index-Report. 

Und weiter: "Die interaktive Kommunikation mit den kommunalen Behörden könnte mithilfe von Chats oder Chatbots abgebildet werden. Ein Chat mit Verwaltungsmitarbeitenden wird allerdings momentan nur auf vier, ein Chatbot auf sechs der über 300 untersuchten kommunalen Webportale zur Verfügung gestellt. Keine der untersuchten Kommunen bietet Videoberatungen für Bürger:innen an." 

Deutschland-Index: Aktivität der Kommunen auf sozialen Netzwerken hat zugenommen

Einen Bürgerchat via Messenger-Dienst, den in Baden-Württemberg unter anderem die Bürgermeister von Laudenbach und Dossenheim etabliert haben, bieten zwar nur wenige Kommunen an, doch habe die Aktivität auf sozialen Netzwerken insgesamt zugenommen. "Ein größeres Engagement zeigen die Kommunen bei ihren Social-Media-Auftritten. Über die Hälfte der Kommunen ist in sozialen Medien aktiv und erreichen damit fünf Prozentpunkte mehr als bei der letzten Erhebung. Ein Drittel der Kommunen bietet zudem eine Online-Terminvereinbarung für analoge Behördengänge an."

Bereitstellung von Open Data: Es geht (langsam) voran

Bei der Bereitstellung von Offenen Daten (Open Data) spiegelt sich der Gesamttrend der Studie: Bewegung ja, aber schleppend. So verzeichneten vor allem Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern nennenswerte Fortschritte (also eine Steigerung der Bereitstellung von Open Data um mehr als 20 Prozent gegenüber der Erhebung von 2019); auch Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Hessen machen Fortschritte. "Nichtsdestotrotz ist mit knapp 21 Prozent der Kommunen, die auf ihrem Webportal offene Verwaltungsdaten für die Allgemeinheit zur Verfügung stellen, das Niveau im Bundesdurchschnitt noch gering", urteilen die Experten. 

Hier finden Sie die Studie:

Deutschland-Index der Digitalisierung 2021 | Kompetenzzentrum Öffentliche IT (ÖFIT) (oeffentliche-it.de)