Barrierefreie Bewegung mit App erleichtern
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Barrierefreie Bewegung mit App-Unterstützung

Mit der App „Stadtführung für alle“ bietet das Start-up Contagt aus Baden-Württemberg ein Rundumpaket für Menschen mit Einschränkungen. Nach dem erfolgreichen und preisgekrönten Start in Reutlingen sollen nun auch andere Städte und Gemeinden aufspringen. Laut Geschäftsführer Johannes Britsch ist der Aufwand für interessierte Kommunen überschaubar.

Apps für Menschen mit körperlichen Einschränkungen gibt es mittlerweile viele. Einen Rundum-Service wie bei der Stadtführungs-App des Mannheimer Start-ups Contagt findet man hingegen kaum. Die Besonderheit: Die Anwendung bietet allen etwas. Blinde und sehbehinderte Menschen erhalten Audio-Hinweise. Bewegungseingeschränkte können sich barrierefrei durch die Stadt navigieren lassen. Schwerhörige und Gehörlose können sich Videos in Gebärdensprache oder mit Untertiteln ansehen. Dazu gibt es alle Informationen zu den Highlights der jeweiligen Gemeinde oder Stadt in einfacher Sprache. 

Plattform für barrierefreie Bewegung

„Das Spannende ist der inklusive Ansatz“, sagt Johannes Britsch, kaufmännischer Geschäftsführer von Contagt, im Gespräch mit die:gemeinde, „Alle Nutzergruppen werden mit eingebunden.“ Die Güte der App hat das junge Team in Zusammenarbeit mit der Stadt Reutlingen bereits unter Beweis gestellt. Dafür bekamen Start-up und Stadt den Bundesteilhabepreis 2020, ausgelobt vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales. „Contagt hat technischen und sozialen Fortschritt vereint“, urteilte die Jury. Natürlich will das Start-up mit seiner Plattform expandieren, Reutlingen soll nur der Anfang sein. „Interessierte Kommunen hätten den Vorteil, dass sie nicht selbst eine App entwickeln müssten, sondern lediglich eigene Inhalte auf die bereits vorhandene Plattform stellen könnten“, sagt Johannes Britsch. Zusammen mit Vertretern der Gemeinden macht das Team in einem ersten Schritt eine Bestandsaufnahme. 

Kooperationen mit weiteren Kommunen gesucht

Man setzt sich gemeinsam an die Stadtkarte und legt fest, welche Highlights man Touristen mit Einschränkung anbieten will. Dann werden sie entwickelt, insofern die Gemeinde die Inhalte nicht ohnehin schon selbst erstellt hat. Das Einpflegen in das Programm sei einfach, Aktualisierungen ohne großen Aufwand durchzuführen, so Johannes Britsch. Nach zwei bis drei Monaten könnten Kommunen eine komplette Stadtführungs-App anbieten. Abrufbar ist der digitale Stadtführer auch aus dem Webbrowser. Es ist also nicht zwingend nötig, die App herunterzuladen. Wichtig ist Contagt die Zusammenarbeit mit den Behinderten- und Digitalisierungsbeauftragten der Gemeinden. Um die Nutzer barrierefrei durch die Städte zu führen, vertrauen die Macher der App auf die Europäische Weltraumagentur ESA: Deren Satelliten-System Galileo sorgt dafür, dass die Ortung für Fußgänger noch genauer ist als jene via GPS. Bei der Erprobung dieses Systems arbeitete Contagt in einem Pilotprojekt mit der Stadt Pforzheim zusammen.