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Wärmeplanung: Chance und Herausforderung für Kommunen

Dieses Jahr steht weltpolitisch im Zeichen des russisch-ukrainischen Kriegs, aber auch der Energiekrise, die eng mit dem Krieg verwoben ist. Umso dringlicher wird vor diesem Hintergrund der schnelle und konsequente Abschied von fossilen Energieträgern wie Gas. Die Kommunen spielen beim Umstieg eine Schlüsselrolle. die:gemeinde hat sich umgehört, wie es um die Kommunale Wärmeplanung bestellt ist.

Seit die grün-schwarze Landesregierung ihr Klimaschutzgesetz novelliert hat, sind Große Kreisstädte gesetzlich dazu verpflichtet, eine Wärmeplanung durchzuführen. Allen anderen steht die Option zumindest offen, dazu wird sie kräftig gefördert. Die Gemeinde Wurmlingen im Landkreis Tuttlingen zum Beispiel macht bereits heute einen Wärmeplan, obwohl sie es nicht müsste. Was aber kann man sich unter einer solchen Wärmeplanung vorstellen, und welche Sinn hat sie? Ein Handlungsleitfaden des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft liefert immerhin Teilantworten auf diese Fragen.

Wärmeplanung: Von der Bestandsaufnahme zum Zielszenario

„Durch eine kommunale Wärmeplanung können alle Kommunen in Baden-Württemberg einen Fahrplan für eine klimaneutrale Wärmeversorgung im Jahr 2050 erarbeiten. Diese Strategie berücksichtigt die aktuelle Situation im Gebäudebestand und der Versorgungsstruktur. In Kombination mit einer umfassenden Erhebung der vorhandenen Potenziale an erneuerbaren Energien wird dann ein Zielszenario entwickelt", heißt es darin. Dieses Szenario beschreibe, wo in der Kommune welche Wärmeversorgungsstruktur in den nächsten Jahrzehnten weiter ausgebaut werde.

Bad Waldsee: Kick-off des Projekts Wärmeplanung steht bevor

In der Großen Kreisstadt Bad Waldsee seien die ersten planerischen und organisatorischen Schritte bereits abgeschlossen, sagt Sprecherin Isabel Sonntag im Gespräch mit die:gemeinde. „Das Set-Up der Projektorganisation ist soweit fertig und der Kick-Off des Projektes steht bevor. Eine Bestätigung der zur Verfügung stehenden Mittel ist vom Landespräsidium Tübingen eingegangen", erklärt Sonntag.

Diese Schwerpunkte setzt Bad Waldsee bei der Planung 

In Bad Waldsee hat man sich bei der Planung auf folgende Schwerpunkte geeinigt: 

  • Die Verwaltung will den Bestand und die Ist-Situation des jährlichen Endenergiebedarfs über das gesamte Stadtgebiet analysieren, Teilorte inbegriffen. 
  • Sie will das Potenzial von Wärmeeinsparungen mittels Analyse ermitteln. 
  • Sie will ein klimaneutrales Zielszenario entwickeln, das den zukünftigen Energiebedarf berücksichtigt.
  • Sie will ihre Wärmewendestrategie umsetzen und dabei konkrete Maßnahmen sowie einen Zeitplan entwickeln.

Herausforderung: Ausweitung vom Quartier auf die ganze Stadt 

So durchdacht die Verwaltung vorgeht - ganz einfach wird es nicht. „Eine Wärmeplanung für einzelne Quartiere wurde in der Vergangenheit bereits mehrfach ausgeführt. Eine große Herausforderung ist diese Wärmeplanung nun so auszuweiten, dass diese die gesamte Gemarkung Bad Waldsee abdeckt. Weitere Herausforderungen sind wie und wo die Wärme regenerativ erzeugt werden kann. Außerdem ist die Verteilung und Belieferung einzelner Standorte schwierig" sagt Isabel Sonntag.

Bad Waldsee will bis 2045 treibhausgasneutral sein

Das Ziel Bad Waldsees ist klar formuliert: „Die Zielmarke des Bundes ist die Dekarbonisierung des Wärmesektors bis 2050. Das Ziel von Bad Waldsee ist es bereits 2045 treibhausgasneutral zu sein. Bis 2030 soll der Anteil der erneuerbaren Wärme auf über 45% liegen", sagt Isabel Sonntag. 

Novelle versetz Kommunen in Schlüsselrolle bei Wärmewende

Das Fachportal Erneuerbare Energien konstatiert, die Gesetzesnovelle in Baden-Württemberg versetze die Kommunen in eine Schlüsselrolle bei der Wärmewende und damit bei der Verfolgung der Klimaziele der Bundesregierung. Grundsätzlich diene die Wärmeplanung dazu, Potenziale zu identifizieren und Maßnahmen zur Erschließung darzustellen, um eine Grundlage für Investitionsentscheidungen für den Umbau der Infrastruktur zu schaffen.

Wärmeplanung Bindeglied zwischen Stadt- und Energieplanung

Weiter heißt es auf dem Portal: „Die kommunale Wärmeplanung ist demnach ein planerischer Ansatz, der idealerweise als Bindeglied zwischen Stadt- und Energieplanung fungiert. So sollen die anspruchsvolle Koordination zwischen Stadt und Stadtwerken oder Energieversorgern und der Abwägungsprozess zwischen Klimaschutz, Energiekonzept und Versorgungskonzept ganzheitlich zusammengeführt und in einen strukturierten Entscheidungsprozess überführt werden."