Viele Krankentage verschärfen die Situation der Kitas im Land
In anderen Bundesländern stellt sich das Problem deutlich heftiger dar als in Baden-Württemberg. Doch auch hier ist ein Unterschied der Krankentage zwischen Kita-Personal und allen anderen Berufsgruppen vorhanden: Beschäftigte in der Kinderbetreuung waren 2023 im Durchschnitt 22,6 Tage krank. Der Durchschnitt über alle Berufsgruppen lag dagegen bei 17,1 Tagen – also fünfeinhalb Tage darunter. Der Bundesschnitt der Krankentage bei Beschäftigten in der Kinderbetreuung liegt bei knapp 30 Tagen.
Krankenstand in den Kitas wird immer größer
Zwischen 2021 und 2023 sind die Arbeitsunfähigkeitstage des Kita-Personals um rund 26 Prozent angestiegen. Diese Zahlen gehen aus einer neuen Studie der Bertelsmann Stiftung hervor, die sich dabei auf Daten verschiedener Krankenkassen stützt. In der Hauptsache auf Daten der Krankenkasse DAK, bei der bundesweit circa 12,2 Prozent der Beschäftigten in der Kinderbetreuung versichert sind.
Welche Krankheiten machen den größten Anteil aus?
Angaben der Techniker Krankenkasse konnte die Studie entnehmen, dass Atemwegsinfekte der häufigste Grund für eine Krankschreibung waren. Psychische Erkrankungen der zweithäufigste Grund. Insbesondere die Arbeitsunfähigkeitstage infolge psychischer Erkrankungen sind im Kita-Bereich in den letzten Jahren stark angestiegen sowie deutlich höher als im Schnitt aller Berufsgruppen.
Diese Ausfälle fallen in eine Zeit, in der laut einer Studie aus dem letzten Jahr, bereits 60.000 Fachkräfte in den baden-württembergischen Kitas fehlen.
Krankentage machen den Großteil der Ausfallzeiten des Kita-Personals aus. Dazu kommen Urlaube und Fortbildungen, die in vielen Kitas nicht mehr abgefangen werden können. Um all diese Ausfälle zu kompensieren, bräuchte es laut Studie bundesweit knapp 97.000 vollzeitbeschäftigte Fachkräfte zusätzlich. Kostenpunkt: 5,8 Milliarden Euro jährlich.
Teufelskreis aus fehlendem Personal und Erkrankungen der Beschäftigten
„Viele Kitas stecken in einem Teufelskreis: Aufgrund der steigenden Krankenstände fallen immer mehr Fachkräfte aus, wodurch die Überlastung für die verbleibenden Beschäftigten weiter zunimmt. An gute frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung ist vielerorts gar nicht mehr zu denken", sagt Anette Stein, Expertin für frühkindliche Bildung.
Gemeindetag: Es braucht mehr Hilfskräfte und weniger strikte Personalschlüssel
In vielen Städten mussten die Öffnungszeiten von Kitas bereits deutlich verkürzt werden. Die Kommunalen Landesverbände meldeten sich deshalb mit eigenen Forderungen zu Wort: Wähend der Städtetag Baden-Württemberg fordert den Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz ganz grundsätzlich zu überdenken und in Anbetracht der aktuellen Situation zeitlich zu begrenzen, fordert der Gemeindetag Baden-Württemberg mehr Hilfskräfte zur Entlastung der Erzieherinnen und Erzieher zu erlauben. Zudem müsse es auch weiterhin möglich sein, Kitas mit weniger Personal als vom Personalschlüssel gewünscht zu betreiben.