Urban Heat Labs: Wie Städte sich gegen Hitze wappnen
Der Klimawandel bringt zunehmend heiße Sommer mit sich, die vor allem Städte vor große Herausforderungen stellen. Um neue Lösungen zur Hitzevorsorge zu finden, hat das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Auftrag des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) das Forschungsprojekt „Urban Heat Labs“ gestartet. Dabei handelt es sich um neun kommunale Modellvorhaben, die bis 2027 ganzheitliche Strategien entwickeln und erproben, um die Auswirkungen extremer Hitze in dicht besiedelten städtischen Quartieren zu mindern. Pro Modellvorhaben stehen 120.000 Euro zur Verfügung, um innovative und praxisnahe Lösungen umzusetzen.
Ganzheitliche Ansätze gegen städtische Hitze
Die Modellvorhaben setzen auf unterschiedliche Konzepte, die von baulichen Anpassungen bis hin zu naturbasierten Maßnahmen reichen. Es geht dabei nicht nur um die Anpassung einzelner Gebäude, sondern auch um die Gestaltung von Grundstücken und öffentlichen Räumen. Der Fokus liegt auf einem umfassenden Ansatz, der Städte dabei unterstützen soll, sich bestmöglich an den Klimawandel anzupassen.
Ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl der Modellvorhaben war der Innovationsgehalt der Maßnahmen sowie die ämterübergreifende Zusammenarbeit innerhalb der Kommunen und die Kooperation mit externen Akteuren. Ziel ist es, nicht nur punktuelle Lösungen zu schaffen, sondern auch die Vernetzung und die Zusammenarbeit zwischen Wohnungswirtschaft, Verwaltung und privaten Eigentümern zu stärken.
Vielfalt der Projekte: Künstliche Intelligenz, Cooling Points und mehr
Die neun beteiligten Kommunen bieten ein breites Spektrum an innovativen Ideen zur Hitzevorsorge. So setzt der Berliner Bezirk Lichtenberg beispielsweise auf Künstliche Intelligenz, um sogenannte Hitze-Hotspots in der Stadt zu identifizieren und schnell geeignete Maßnahmen zur Hitzeminderung einzuleiten. Berlin Neukölln hingegen entwickelt die denkmalgeschützte High-Deck-Siedlung aus den 1970er Jahren gemeinsam mit den Bewohnerinnen und Bewohnern zu einem „Reallabor der Hitzevorsorge“. Die Stadt Essen legt im Rahmen von „Hitzefrei im Pott“ den Fokus auf die Sanierung von großen Wohnbauten, um die Wohnqualität in Zeiten steigender Temperaturen zu verbessern.
Weitere innovative Ansätze kommen aus Hagen, wo das dicht bebaute Bahnhofsviertel hitzeresistent gestaltet werden soll, und aus Halle (Saale), wo das Projekt „Drahtseilakt“ die Innenstadt vor der zunehmenden Hitzebelastung schützen soll. Mainz plant die Entwicklung eines digitalen Tools, das die Klimaanpassung durch Monitoring der umgesetzten Maßnahmen unterstützt. Auch soziale Aspekte spielen eine Rolle: So nimmt Potsdam das Quartier Kietz Schlaatz in den Blick, in dem viele sozial benachteiligte Menschen leben. Rheine plant, ein zentral gelegenes Wohnquartier zu einem Vorzeigeprojekt für Hitzevorsorge zu machen.
Ziel: Lernen für ganz Deutschland
Das Forschungsfeld „Urban Heat Labs“ hat neben der lokalen Umsetzung der Maßnahmen vor allem ein Ziel: Erkenntnisse zu gewinnen, die in ganz Deutschland genutzt werden können. Durch die Vielzahl der Ansätze soll gezeigt werden, wie unterschiedlich Städte mit der Hitze umgehen können, und welche Lösungen besonders effektiv sind. Das BBSR begleitet die Modellvorhaben wissenschaftlich und unterstützt die Kommunen fachlich bei der Umsetzung ihrer Maßnahmen. Zudem wird das Büro agl | Hartz • Saad • Wendl aus Saarbrücken in das Projekt einbezogen, das die Kommunen in der Landschafts-, Stadt- und Raumplanung berät.
Im Rahmen der „Urban Heat Labs“ werden zudem Fachgespräche und Kongresse organisiert, die den Austausch zwischen den Kommunen und weiteren interessierten Akteuren fördern sollen. Ziel ist es, nicht nur die Forschung voranzutreiben, sondern auch die praktische Umsetzung der Ergebnisse zu ermöglichen und den Wissenstransfer zu stärken. Die Erfahrungen aus den Modellvorhaben sollen dazu beitragen, dass sich auch andere Städte und Gemeinden gegen die zunehmende Hitze wappnen können.