© Adobe Stock

Smarte Gemeinde: So kann die Digitalisierung dem Ländlichen Raum nutzen

Die Digitalisierung der Verwaltung bündelt Ressourcen. Das bedeutet aber keineswegs, dass nur Großstädte "Smart Cities" werden können. Zu diesem Ergebnis kommt eine brandneue Studie der Beratungsunternehmen Sopra Steria und Prognos.

Die Autoren von "Smart Cities: Was sie können und wie sie Bürgerinnen und Bürgern nutzen" vertreten die These, dass Digitalisierung in erster Linie eine Frage des Gestaltungswillens sei, nicht eine der Größe der Kommune. "Digitale Transformation lässt sich nicht ohne Ressourcen bewerkstelligen. Ihre Knappheit dominiert allerdings zu häufig die Debatten", schreiben sie. 

Standardisierung und Open Source als Grundlage für digitale Gemeinden 

Auch kleine und mittelgroße Kommunen können den digitalen Wandel bewerkstelligen. Wie? Indem sie mit standardisierten und nicht mit den komplexen Prozessen beginnen. "So erzielen sie schnelle, messbare Erfolge und Einspareffekte. Zudem bietet es sich an, im Verbund zu agieren", so die Studie mit Verweis auf das Beispiel der nordrhein-westfälischen Stadt Soest, wo genau das gelungen sei. "Auf diesen Erfahrungen können Kommunen aufbauen, ihre Digitalisierungsmaßnahmen ausweiten und Ressourcen neu verteilen", so die Studie weiter.

Alles steht und fällt mit dem EfA-Prinzip 

Die erwähnten standardisierten Prozesse sind der Knackpunkt. Ob in Nord- oder Süddeutschland, in einer Großstadt oder einer kleinen Gemeinde, viele Dienstleistungen, die Verwaltungen anbieten, sind überall gleich. Das Problem: Bislang entwickeln viele Verwaltungen Insellösungen. So hochwertig diese auch sein mögen, sind sie nur dann sinnvoll, wenn sie auch anderen nutzen. Dabei sorgt das Onlinezugangsgesetz (OZG) für Abhilfe, weil es das EfA-Prinzip ("Einer für Alle") zu etablieren versucht.

Fallkosten durch EfA-Prinzip im Sinkflug 

Das Prinzip besagt, dass einmal entwickelte Lösungen sollen von anderen Behörden nachgenutzt werden. Die Studie wartet hier mit einem plastischen Beispiel auf. "Hamburgs CIO Jörn Riedel rechnet den Mehrwert anhand des Beispiels „Ummeldungen“ vor: Demnach entstehen in einer Stadt mit rund 300.000 Einwohnerinnen und Einwohnern und einer Nutzungsquote von 50 Prozent Fallkosten für die IT-Anwendung in Höhe von etwa 40 Euro. Bei der EfA-Nachnutzung dieser Lösung betragen die Kosten nur noch zirka 20 Cent (plus Porto). Die Zusammenarbeit bringt somit einen unmittelbaren finanziellen Nutzen und trägt darüber hinaus zur Vernetzung bei."

Die fünf Dimensionen digitaler Verwaltung

Insgesamt haben die Autoren fünf "Dimensionen digitaler Verwaltung" identifiziert. 

  1. Online abrufbare Verwaltungsdienstleistungen 
  2. Digitale Verwaltungsprozesse
  3. Data-Driven Government
  4. Digitale (Bürger-)Beteiligungsverfahren
  5. Organisation der Digitalisierung im Konzern Kommune

Erkenntnis der Studie: Digitalisierung spart Millionen Arbeitsstunden 

Insgesamt haben Sopra Steria und Prognos vier Whitepapers veröffentlicht, die sich allesamt mit Digitalisierungsthemen beschäftigen: Neben der digitalen Verwaltung sind das Digital Health, Smart Mobility und Public Safety. Die Papiere sind mit Best-Practice-Beispielen aus Deutschland - auch aus Baden-Württemberg gespickt und unter diesem Link abrufbar. 

Die sechs essenziellen Erkenntnisse der Smart-City-Studie sind folgende:  

  • Ihre unmittelbare Nähe zu den verschiedensten relevanten Stakeholdern macht Kommunalverwaltungen zu den zentralen Playern in Smart-City-Transformationen.
  • Die Digitalisierung der kommunalen Verwaltung wird in fünf primären Dimensionen erreicht: online abrufbare Verwaltungsleistungen, digitale Verwaltungsprozesse, Data-Driven Government, digitale Beteiligungsverfahren und Organisation der Digitalisierung im Konzern Kommune
  • Beschleunigt durch verschiedene Gesetzgebungen wie das OZG, verspricht die Digitalisierung von Verwaltungsleistungen jährlich eine Zeitersparnis von mehreren Millionen Arbeitstagen.
  • Die Digitalisierung verwaltungsinterner Prozesse begegnet effektiv dem Risiko knapper werdender Personalressourcen durch demografische Veränderungen
  • Die Nutzung von Big Data zu Steuerungs- und Kommunikationszwecken optimiert politisches Entscheidungsverhalten bei gleichzeitig hoher gesellschaftlicher Akzeptanz.
  • Kommunalverwaltungen werden dem Querschnittscharakter von Smart-City-Transformationen durch das Einrichten von Stabsstellen mit Digitalisierungsverantwortung gerecht.