© Stadtverwaltung Heubach (Visualisierung)

Ministerien zeichnen Leuchtturmprojekte der regionalen Entwicklung aus

Ein digitales Ökosystem, ein Riesenturm aus Holz, ein Up-Cycling-Projekt, bei dem Gülle und Gärreste zerlegt und dabei Rohstoffe gewonnen werden: Das sind nur drei Beispiele von Projekten, die im Regionalwettbewerb RegioWIN vertreten waren. Die Projekte sind thematisch höchst vielfältig, der gemeinsame Nenner lautet Innovation. Den prämierten Projekten winken Fördergelder aus dem EU-Fonds für regionale Entwicklung (EFRE).

Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut hat am Mittwoch 24 Leuchtturmprojekte im Landeswettbewerb „RegioWIN 2030 – Regionale Wettbewerbsfähigkeit durch Innovation und Nachhaltigkeit“ prämiert. Laut Wirtschaftsministerium ist dieser Wettbewerb ein zentraler Baustein im Rahmen der Förderung aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) in Baden-Württemberg in der Förderperiode 2021-27. EFRE verfolgt Ziele wie Innovation, intelligenten wirtschaftlichen Wandel und ein ökologisches, CO2-ärmeres Europa.

Viele Mitgliedsgemeinden des Gemeindetags im Wettbewerb vertreten

Wie der Name des Wettbewerbs besagt stehen die Regionen im Vordergrund. Die ausgezeichneten Leuchtturmprojekte stehen aber natürlich in enger Verbindung zu den Städten und Gemeinden innerhalb dieser Regionen. So verwundert es nicht, dass viele Mitgliedsgemeinden des Gemeindetags stark in die Projekte involviert sind.

Bühl: "Digitales Ökosystem" in alter Produktionshalle

Beispiel Bühl: Dort fiel Mitte 2020 der Startschuss für ein vielversprechendes Projekt namens RegioMORE. Sein Kernanliegen besteht darin, ein regionales und digitales Ökosystem zu schaffen, das Wirtschaft, Wissenschaft und Kommunen lückenlos vernetzt und in einer alten Produktionshalle in Bühl entstehen soll.  Beteiligt sind die TechnologieRegion Karlsruhe (TRK), das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und die Stadt Bühl selbst. „Wir sind stolz, dass das Innovationszentrum in Bühl realisiert werden soll“, sagte der Bühler Oberbürgermeister Hubert Schnurr zum Start.

Heubach: 60-Meter-Turm und Holzforum am Albtrauf

Beispiel Heubach (Ostalbkreis): Hier wurde der Albturm als Leuchtturmprojekt prämiert. Dieser soll einmal als Aussichtsturm am Albtrauf über der Stadt thronen - in 61,5 Metern Höhe. Damit wäre der ehemalige Richtfunkmasten Deutschlands höchster Holzturm. Der Masten soll mit einer Holzkonstruktion aufgestockt und um ein Treppenhaus sowie Aussichtsplattformen ergänzt werden. Baumaterial ist heimisches Buchenholz.

Innovatives Verfahren macht Buchenholz im Außenbereich einsetzbar

Besonders innovativ ist ein Verfahren, das es möglich macht, Buchenholz im Außenbereich einzusetzen: Die Holzacetylierung. Dabei wird Holz auf molekularer Ebene dauerhaft verändert: Die Holzporen schließen sich, die Resistenz des Holzes gegenüber Pilzen und Insekten verbessert sich, ebenso seine UV- und Wetterbeständigkeit.

Umweltverträglich, resistent, keine Chemikalien im Einsatz 

Acetyliertes Buchenholz ist tragfähiger als andere Holzarten. Das Verfahren kommt ohne den Einsatz umweltgefährdender Chemikalien aus. Das behandelte Buchenholz kann damit ohne Probleme wiederverwendet und recycelt werden. Daneben ist ein Holzforum geplant, wo kreative Ideen in Sachen Holzbau, Klima, Energie und Nachhaltigkeit sprühen sollen. Die Internationale Bauausstellung 2027 hat den Turm bereits in ihr Netzwerk aufgenommen. 

Mühlacker: Rohstoffgewinnung durch Up-Cycling

Beispiel Mühlacker: Dort haben die Stadtwerke das Projekt Up-Cycling-Plus ins Leben gerufen. Es schließt den landwirtschaftlichen Nährstoffkreislauf auf nachhaltige Weise, indem im Rahmen eines neuartigen Core-Cycles Gülle und Gärreste in ihre Bestandteile zerlegt werden. Daraus werden reine Rohstoffe gewonnen, die vermarktbar sind. Der Core Cycle- Demonstrator ist die Grundlage für die weiteren Up-Cycling-Schritte des Vorhabens und die damit verbundene Erschließung neuer, hochwertiger Verwertungskreisläufe", erklärt die Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald in einer Pressemitteilung.

RegioWIN ist Kooperation von drei Ministerien

Den Wettbewerb RegioWIN haben Wirtschaftsministerium, Wissenschaftsministerium und Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz gemeinsam aufgelegt. Ziel ist die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit in den Regionen und die eine zukunftsfähige Regionalentwicklung. Regionen, Landkreise, Städte und Gemeinden konnten sich zwischen Februar und Dezember vergangenen Jahres zu Wettbewerbsregionen formieren und eine Strategie entwickeln.

EU-Förderung in Aussicht - auch Gelder aus Landesmitteln 

Die prämierten Regionen haben nun gute Chancen, im Rahmen von EFRE Fördergelder von der EU zu erhalten. Zusätzlich gibt es eine Förderung aus Landesmitteln. Die elf Konzepte der Wettbewerbsregionen beinhalten 110 strategische Projekte. 38 davon wurden für eine Förderung im Rahmen des EFRE als sogenannte Leuchtturmprojekte eingereicht. 72 Projekte sind sogenannte Schlüsselprojekte, die unabhängig von einer EFRE-Förderung von den Regionen für die Umsetzung ihres jeweiligen Regionalen Entwicklungskonzeptes vorgesehen sind.

RegioWIN: Hohe Beteiligung aus allen Teilen der Gesellschaft 

Das Wirtschaftsministerium spricht in einer Mitteilung von einer "beachtlichen öffentlichen Beteiligungsbreite". In Zahlen: 4.407 Akteure aus Kommunen, Unternehmen, Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Kammern, Gleichstellungsbeauftragte, Vertreterinnen und Vertreter des Natur- und Umweltschutzes, Sozialpartner und Bürger seien eingebunden gewesen.