Mehr Mitsprache wagen
„Jugend trifft Politik“ – unter diesem Motto kamen Mitte Juli rund 500 Jugendliche zur zweiten Landesjugendkonferenz nach Stuttgart. Mit dabei: Kultusministerin Theresa Schopper, Sozialminister Manfred Lucha und zahlreiche weitere Vertreterinnen und Vertreter aus der Landespolitik. Im Zentrum der Veranstaltung standen die Perspektiven der Jugendlichen: ihre Erfahrungen, Sorgen, Wünsche und konkreten Ideen zur Zukunft des Landes.
Die Landesjugendkonferenz ist mehr als ein Event – sie ist Teil eines strukturierten Beteiligungsformats, das landesweit Jugendkonferenzen an Schulen und in Kommunen vorwegnimmt. Im Schuljahr 2024/25 fanden rund 70 solcher Konferenzen statt. Ihre Ergebnisse wurden nun auf der Landesebene zusammengetragen, diskutiert und priorisiert. Dabei kamen zentrale Themen zur Sprache: mentale Gesundheit, Digitalisierung, Bildungsgerechtigkeit, gesellschaftlicher Zusammenhalt – und die Frage, wie junge Menschen mitreden und mitgestalten können.
Die Jugend will – wenn man sie lässt
Die Ergebnisse der Live-Votings und Diskussionen sprechen eine klare Sprache. Junge Menschen wollen sich einbringen – aber sie erwarten, dass ihre Stimmen nicht nur gehört, sondern auch ernst genommen werden. Viele äußerten explizit den Wunsch nach einer dauerhaften institutionellen Beteiligung, etwa über Jugendbeiräte oder feste Sitze in Ausschüssen. Die Stimmung: engagiert, selbstbewusst, konstruktiv – mit dem festen Willen, das eigene Umfeld mitzugestalten.
Ministerin Schopper betonte den Wert demokratischer Teilhabe und rief dazu auf, Jugendlichen auf allen Ebenen echte Mitsprache zu ermöglichen. Die Impulse der Konferenz werden nun vom Landesjugendbeirat aufgegriffen, der konkrete Vorschläge für die Umsetzung entwickeln soll.
Kommunale Beteiligung: Potenzial nutzen
So wichtig die Beteiligung auf Landesebene ist – entscheidend ist, was daraus vor Ort entsteht. Denn die meisten Entscheidungen, die junge Menschen direkt betreffen, fallen in den Kommunen. Der Landtagsbesuch im Rahmen des Projekts „Jugenddialoge auf Landkreisebene“ hat bereits gezeigt, wie groß das Interesse an Mitbestimmung ist – und wie klar die Forderungen formuliert werden: bezahlbarer ÖPNV, mehr Jugendräume, zeitgemäße Bildung, ernsthafte Einbindung in politische Prozesse.
Die Pilotprojekte in mehreren Landkreisen zeigen: Jugendbeteiligung funktioniert – wenn Strukturen vorhanden sind und ernst genommen werden. Der Ball liegt jetzt bei Städten und Gemeinden. Sie können die Rückenwind der Landesjugendkonferenz nutzen, um eigene Beteiligungsformate zu stärken oder neu aufzusetzen. Der kommunale Bedarf ist da – und das Engagement der Jugend auch.
Kein Selbstzweck
Die Landesjugendkonferenz 2025 war ein starkes Zeichen für eine offene, dialogbereite Demokratie. Doch sie darf nicht Selbstzweck sein. Nur wenn aus dem Dialog konkrete Veränderungen entstehen – in Schule, Verwaltung, öffentlichem Raum und bei politischen Entscheidungen – wird Beteiligung auch dauerhaft ernst genommen. Für die Kommunen im Land ist das eine Einladung: Jugendbeteiligung braucht Raum, Strukturen – und den politischen Willen.
