Mit dem eea können Städte und Gemeinden ihre Energie- und Klimaschutzmaßnahmen systematisch erfassen, bewerten und weiterentwickeln.
Mit dem eea können Städte und Gemeinden ihre Energie- und Klimaschutzmaßnahmen systematisch erfassen, bewerten und weiterentwickeln.
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Kommunen verlassen Energie-Award

Mehrere Kommunen in Oberschwaben kehren dem European Energy Award den Rücken. Der soll europäische Kommunen eigentlich auf dem Weg zur Klimaneutralität unterstützen. Mangelnder Klimaschutzwillen ist allerdings nicht der Grund.

Das Ziel des European Energy Award (eea) besteht darin, europäische Kommunen auf dem Weg zur Klimaneutralität zu unterstützen. Es handelt sich um ein Qualitätsmanagement- und Zertifizierungsverfahren, das ursprünglich in den 1990er-Jahren in der Schweiz entwickelt wurde. Mit dem eea können Städte und Gemeinden ihre Energie- und Klimaschutzmaßnahmen systematisch erfassen, bewerten und weiterentwickeln. Für messbare Erfolge erhalten Kommunen eine europaweit anerkannte Auszeichnung in Silber oder Gold.

Wachsende Bürokratie zu viel für die Verwaltungen

Inzwischen haben jedoch mehrere Kommunen in Oberschwaben angekündigt, künftig nicht mehr am eea-Verfahren teilzunehmen. Elf Gemeinden haben bereits ihren Austritt erklärt, darunter Amtzell, Bad Waldsee, Isny im Kreis Ravensburg, Meckenbeuren im Bodenseekreis sowie die Stadt Sigmaringen. Weitere Kommunen wie Aulendorf, Tettnang und Bermatingen entscheiden noch vor der Sommerpause über ihre weitere Teilnahme.

Der Rückzug bedeutet jedoch keineswegs das Ende kommunaler Klimaschutzbemühungen. Vielmehr geben die Kommunen den gestiegenen bürokratischen Aufwand als Hauptgrund an: Der Kriterienkatalog des eea wurde 2024 verschärft, wodurch die Dokumentation klimarelevanter Maßnahmen erheblich aufwendiger geworden ist – sowohl personell als auch finanziell. Hinzu kommen neue gesetzliche Vorgaben von Bund und Land, die die Verwaltungen zusätzlich belasten. Auch ohne den eea sind die Kommunen weiterhin gesetzlich verpflichtet, an Klimazielen zu arbeiten.

Klimaschutz künftig ohne europäischen Preis

„Wir bekommen als Kommune immer mehr Aufgaben von Bund und Land und kommen so an unsere Grenzen“, begründet Isnys Bürgermeister Rainer Magenreuter den Austritt. Gleichzeitig bedauert er grundsätzlich die Entwicklung, da der eea viele Jahre lang als sinnvolles Steuerungsinstrument diente.

Die Energieagentur Oberschwaben, die die Kommunen in der Region beim eea unterstützt, betont ebenfalls die bisherigen Erfolge des Programms. Als Reaktion auf die Herausforderungen hat Geschäftsführer Walter Göppel ein alternatives Modell ins Leben gerufen: das Programm „Zukunftskommune Oberschwaben“. Dieses soll die Kommunen weiterhin auf dem Weg zur Klimaneutralität begleiten – jedoch ohne die hohe Verwaltungsbelastung. Es ist praxisorientiert, unbürokratisch und liefert jährlich einen Statusbericht über den Fortschritt. Göppel betont, dass die „Zukunftskommune“ kein Konkurrenzprodukt, sondern eine Ergänzung zum eea sein soll.

Bereits zahlreiche Kommunen, darunter auch Isny, haben sich der neuen Initiative angeschlossen. Bürgermeister Magenreuter sieht darin eine Chance: „Der Wechsel zur Zukunftskommune ist eine gute Möglichkeit, effektiv, praxisorientiert und vor allem umsetzungsorientiert den Weg zur klimaneutralen Kommune weiter zu beschreiten.“