Europawahl 2024 - So lief sie in Baden-Württemberg
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Europawahl in Baden-Württemberg - Ein Stimmungsmesser für das Land

Während die AfD in allen Stadt- und Landkreisen Stimmen zugewonnen hat, verlieren die Grünen in allen Kreisen. Das geht aus den vorläufigen Wahlergebnissen der Europawahl für Baden-Württemberg hervor, die das Statistische Landesamt am Montagnachmittag herausgab.

Das Interesse an der Europawahl war in Baden-Württemberg am Sonntag so hoch wie selten – mit der höchsten Wahlbeteiligung bei einer Europawahl in Baden-Württemberg gemeinsam mit dem Jahr 1994. 66,4 Prozent der Baden-Württembergerinnen und Baden-Württemberg stimmten ab. Die vorläufigen Wahlergebnisse geben ein Stimmungsbild fürs Land ab.

CDU geht als Gewinnerin aus der Europawahl

Die meisten Stimmen erlangte im Südwesten die CDU mit 32 Prozent – 1,2 Prozent mehr als noch bei der letzten Europawahl. Schon seit der ersten Europawahl liegt die Partei damit in Baden-Württemberg an der Spitze. Sie liegt zudem deutlich vor der AfD, die mit 14,7 Prozent auf Platz 2 im Südwesten liegt. Mit 4,7 Prozentpunkten mehr als 2019 ist sie – wie in vielen anderen Bundesländern, besonders im Osten – die Partei mit den meisten Zugewinnen.

Grüne mit den größten Verlusten

Die Grünen sind dagegen die größten Verlierer der Wahl. Mit nur 13,8 Prozent verlieren sie 9,5 Prozent auf ihr Ergebnis aus der letzten Europawahl. Damit landen sie auf Platz drei. Die SPD verliert 1,7 Prozent und landet mit 11,6 Prozent der Stimmen auf Platz 4. Unverändert bleiben die Stimmen der FDP – mit 6,8 Prozent ist sie fünfte Kraft. Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) erhält direkt in seiner ersten Wahl im Südwesten 4,5 Prozent der Stimmen. Die Freien Wähler kommen auf 3,8 Prozent der Stimmen, Volt auf 2,5 Prozent, die Linke auf 1,9 Prozent, die Partei auf 1,7 Prozent und die Tierschutzpartei auf 1,2 Prozent.

So schneiden die Parteien in den Stadt- und Landkreisen ab

Innerhalb des Landes lassen sich einige Unterschiede im Wahlverhalten erkennen. So erhält die CDU ihr bestes Ergebnis im Landkreis Sigmaringen mit 41,7 Prozent und ihr schlechtestes im Stadtkreis Freiburg im Breisgau mit gerade einmal 15,4 Prozent. Während die AfD in jedem einzelnen Stadt- und Landkreis Zugewinne verzeichnen kann, hat sie ihr bestes Wahlergebnis im Stadtkreis Pforzheim mit 23,2 Prozent der Stimmen. In der Stadt Pforzheim wurde die Partei auch in den Kommunalwahlen stärkste Kraft. Die geringste Zustimmung findet die AfD wiederum im Stadtkreis Freiburg im Breisgau mit 5,9 Prozent der Stimmen. Der Blick ins Detail zeigt weitere Hochburgen der AfD: Die Gemeinde Spiegelberg im Rems-Murr-Kreis, ist dagegen die einzige, in der die Partei den höchsten Stimmenanteil aller angetretener Parteien erreichen konnte. Währenddessen erreicht die AfD in der Gemeinde Grömbach mit 30,5 Prozent ihren höchsten Stimmenanteil im Land, landet aber auf Platz zwei hinter der CDU mit 33 Prozent.

AfD gewinnt in allen Kreisen Stimmen, Grüne verlieren sie

Während die AfD in allen Stadt- und Landkreisen Wählerinnen und Wähler gewonnen hat, nehmen die Grünen eine entgegengesetzte Entwicklung. Sie verlieren in allen Stadt- und Landkreisen an Stimmen. Ihr höchstes Ergebnis erreichen sie im Stadtkreis Freiburg im Breisgau mit 30,3 Prozent. Das Niedrigste im Neckar-Odenwald-Kreis mit 7,6 Prozent der Stimmen. Die SPD erhält ihr bestes Ergebnis im Stadtkreis Mannheim mit 16,5 Prozent, ihr schlechtestes im Landkreis Biberach mit 7,5 Prozent. Die FDP erreicht im Landkreis Reutlingen mit 8,9 Prozent ihr bestes Ergebnis, ihr schlechtestes im Neckar-Odenwald-Kreis mit 4,4 Prozent. Das BSW erreicht sein bestes Ergebnis im Stadtkreis Pforzheim mit 6,1 Prozent, sein schlechtestes im Landkreis Böblingen mit 3,8 Prozent. DIE LINKE erzielte ihr bestes Ergebnis in Freiburg im Breisgau mit 6,2 Prozent und ihr schlechtestes im Alb-Donau-Kreis mit einem Prozent.

Immer mehr Stimmen für Kleinstparteien

Ein Trend der sich weiter fortsetzt ist, dass immer mehr Wählerinnen und Wähler ihr Kreuz bei Kleinparteien machen. 14,2 Prozent der Stimmen entfallen auf diese. Besonders stark gilt der Trend für die jungen Wahlberechtigten. Unter den 16- bis 24-Jährigen wählten 29 Prozent kleine Parteien.

Die Feststellung des endgültigen Ergebnisses auf Landesebene erfolgt in der Sitzung des Landeswahlausschusses am 25. Juni 2024.

So melden sich die Parteien zu ihren Wahlergebnissen zu Wort

Bereits am Sonntagabend meldeten sich die Parteien selbst zu ihren Wahlergebnissen zu Wort. Andrea Wechsler, CDU-Spitzenkandidatin für die Europawahl, zeigt sich mit dem Ergebnis der CDU zufrieden. Sie sieht das Wahlergebnis als Vertrauensbeweis der Wählerinnen und Wähler. Zudem handle es sich um eine Wahl gegen die Ampelparteien. Markus Frohnmaier, AfD-Landesvorsitzender, sieht seine Partei als große Wahlsiegerin. Im Land sieht er die Partei weiter in der Oppositionsrolle.

Andreas Schwarz, Fraktionschef der Grünen im Landtag, spricht von einem dicken, blauen Auge für die Grünen. René Repasi, der baden-württembergische Spitzenkandidat der SPD erkennt ebenfalls eine bittere Niederlage für seine Partei an. Die Menschen seien enttäuscht davon, dass die Politik ihre Versprechen nicht halte. Das Problem sieht er bei den internen Streitigkeiten der Bundesregierung. Deshalb müssten sich alle demokratischen Parteien zusammenreißen und das Land voranbringen. Andreas Glück, der FDP-Spitzenkandidat in Baden-Württemberg für die Europawahl, ging in seinem Kommentar zur Europawahl auf Inhalte: In der nächsten Legislaturperiode im Europäischen Parlament wolle er sich gegen das Verbrenner-Verbot und für Technologieoffenheit einsetzen.