Energiespar-Contracting: Steinen spart Energie
Die Gesamtgemeinde Steinen entstand bei der Kommunalreform 1974/1975 durch den Zusammenschluss der bis dahin selbstständigen Orte Endenburg, Hägelberg, Höllstein, Hüsingen, Schlächtenhaus, Steinen und Weitenau. Sie ist heute die sechstgrößte Flächengemeinde des Landkreises Lörrach. Eine regenerative Energieversorgung ist hier kein Fremdwort: Viele Photovoltaik-Anlagen zieren die Dächer. In drei von sieben Ortsteilen existiert ein Nahwärmenetz. Eines davon erwärmt den Ortsteil Hägelberg. Er wurde bereits 2011 durch die Initiative einer Bürgerenergiegenossenschaft zum Bioenergiedorf.
Energieberatung und Info-Veranstaltungen sensibilisieren die Bürgerinnen und Bürger
Im vergangenen Jahr organisierte die Gemeinde zusammen mit der Energieagentur Südwest die gut besuchte Informationsreihe „Fokus Wärmewende“. Die Bürgerinnen und Bürger informierten sich über die Themen Heizungstechnik, Gebäudesanierung, Nahwärme und Photovoltaik. Stark nachgefragt sind zudem die monatlich stattfindenden Energieberatungen im Rathaus. Sie werden seit fast einem Jahr für die Bürgerschaft kostenfrei angeboten.
Klimaschutzkonzept mit 40 Einzelmaßnahmen in Arbeit
Um auch bei den über 70 kommunalen Liegenschaften weiter voranzukommen, möchte die Verwaltung zeitnah einen Energiemanager einsetzen. Er oder sie soll die Energieverbräuche kontinuierlich überwachen, bewerten und sowohl Energieeinsparmaßnahmen als auch Sanierungen anschieben. Die Erfahrung zeigt, dass sich allein durch geringinvestive Maßnahmen zehn bis 15 Prozent des Energieverbrauchs einsparen lassen. Momentan erarbeitet die Verwaltung ein integriertes Klimaschutzkonzept, das dem Gemeinderat im März 2024 vorgelegt wird. Dieses soll den Ausbau der erneuerbaren Energien und die Einsparung von Treibhausgasen weiter systematisch voranbringen. Das Klimaschutzkonzept beinhaltet über 40 Einzelmaßnahmen in sechs verschiedenen Handlungsfeldern.
Energie-Contracting im Klinikum war ein Erfolg
Wie Schulen, Rathäuser und Turnhallen künftig umfassend energetisch saniert werden können, zeigt ein Beispiel im Gesundheitswesen aus dem Teilort Weitenau. Die angesehene Fachklinik für Suchtkranke mit einem historischen Kloster und Mühlengebäude griff auf die Dienstleistung Contracting zurück. Durch das Konzept muss die Klinik kaum selbst investieren und nur wenig eigenes Personal einbinden. Die Dienstleistung ist gut auf kommunale Liegenschaften übertragbar und wird auch bereits von anderen Gemeinden genutzt. Bei Contracting-Modellen übernimmt ein Energiedienstleister sowohl Planung, Bau und Betrieb als auch die Finanzierung der energetischen Sanierung. Seine Kosten refinanziert er während der Vertragslaufzeit über die gesparten Energiekosten oder über die Energielieferung. Im Fall der Fachklinik Weitenau kam ein Mischmodell zum Zuge.
Vor der Sanierung heizte die Fachklinik in verschiedenen Häusern mit Öl. Die Anlagen waren technisch veraltet. Um sie auszutauschen, beauftragte der gemeinnützige Klinikträger nach der Projektentwicklung einen Energieversorger und -dienstleister mit der Umsetzung. Die Fachleute strukturierten die Wärmeversorgung und -verteilung auf dem Klinikgelände neu. Ein Wärmenetz versorgt nun die insgesamt fünf Gebäude mit Heizwärme. Die Grundlast deckt ein Holzpelletkessel ab, ein Gasbrennwertkessel ist für die Spitzenlastversorgung da. Hinzu kamen hocheffiziente Heizungspumpen. Auf dem Dach wurde zudem eine Photovoltaikanlage installiert. Auf dem gesamten Gelände wurde darüber hinaus die Innenbeleuchtung auf LED umgestellt.
Die Erfolge der energetischen Sanierung
Das Ergebnis: Der jährliche CO2-Ausstoß sank um 75 Prozent. Das sind 185 Tonnen weniger als im Vorjahr. Der Strombedarf verringerte sich um 57 Prozent, der Wärmeverbrauch um zehn Prozent. Zudem werden pro Jahr 100 Kubikmeter Wasser weniger als bislang benötigt. Die Investitionskosten lagen bei 1,3 Millionen Euro. Das damit verbundene Energieeinspar-Contracting hat eine Laufzeit von zehn Jahren. Hinzu kommt ein Energieliefer-Contracting über 15 Jahre. Was Energie und Klimaschutz angeht, ist Steinen auf einem guten Weg. Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer werden durch Beratungen dabei unterstützt, ihre Häuser energetisch fit für die Zukunft zu machen. Auf Ebene der Kommune sollen ein Energiemanagement aufgebaut werden und weitere energetische Sanierungen erfolgen. Contracting könnte hier helfen, die Sanierungsrate zu steigern.