© Stadt Überlingen, Sachgebiet Integration

Deutsch To Go: Integration in Bewegung

In Überlingen bringt das Projekt „Deutsch To Go“ Migrant:innen und Einheimische bei gemeinsamen Spaziergängen miteinander in Kontakt. Initiiert von der Integrationsbeauftragten Elke Dachauer, schafft es seit 2020 Begegnungsräume, die Sprachbarrieren abbauen und Freundschaften fördern.

Die Corona-Pandemie hat vieles verändert, auch die Möglichkeiten für soziale Interaktionen. Genau in dieser Phase entstand in Überlingen ein innovatives Projekt, das bis heute besteht: „Deutsch To Go“. Ziel des Angebots ist es, Migrant:innen die Gelegenheit zu geben, Deutsch zu lernen und dabei mit Einheimischen ins Gespräch zu kommen. Der Clou: Es geschieht an der frischen Luft und in Bewegung.

Elke Dachauer, die Leiterin des städtischen Sachgebiets Integration, erklärt gegenüber die:gemeinde die Ursprünge des Projekts: „Deutsch To Go entstand nach der langen Corona-Isolationsphase 2020. Private Spaziergänge haben zu dieser Idee der Begegnung inspiriert.“ Ins Leben gerufen wurde das Projekt vom „Runden Tisch für Vielfalt und Integration“ – einem Gremium, das Haupt- und Ehrenamtliche zusammenbringt, um Bedarfe zu erkennen und Projekte zu entwickeln.

Das Format ist denkbar einfach: Jeden Donnerstag um 16 Uhr treffen sich Interessierte an der roten Bank am Mantelhafen in Überlingen. Dort bilden sich Sprachtandems, die entweder einen Spaziergang unternehmen oder einfach auf der Bank ins Gespräch kommen. Die Teilnahme ist kostenlos, unverbindlich und offen für alle.

Von der Idee zur Erfolgsgeschichte

Seit der ersten Umsetzung hat „Deutsch To Go“ zahlreiche Teilnehmerinnen und Teilnehmer angelockt, darunter Menschen aus Eritrea, der Ukraine, Syrien, den USA und vielen anderen Ländern. Dachauer erklärt: „Das Projekt dient als Alltagsbrücke für alle Teilnehmenden. Wenn ich einmal mit einer Person eine halbe Stunde spazieren gegangen bin, ist sie mir bei der nächsten Begegnung in der Stadt keine Fremde mehr.“

Besonders positiv fallen die Rückmeldungen der Teilnehmer:innen aus, die die Mischung aus Sprachtraining, Bewegung und sozialem Austausch schätzen. Viele Kontakte wurden zu Freundschaften, die über das Projekt hinaus Bestand haben. Das Projekt wurde auch überregional wahrgenommen und mit dem Staatsanzeiger Award 2022 in der Kategorie Integration und Inklusion ausgezeichnet. Eine „Winter-Edition“ im Jahr 2022 zeigt zudem, wie flexibel und erfolgreich das Projekt auf die Bedürfnisse der Teilnehmer:innen eingehen kann.

Neben dem sprachlichen Austausch steht auch der kulturelle Aspekt im Vordergrund. Teilnehmer:innen aus unterschiedlichsten Nationen bringen ihre eigenen Geschichten und Erfahrungen mit, was die Spaziergänge zu einer Bereicherung für alle Beteiligten macht. Besonders die Einheimischen profitieren von der Gelegenheit, ihre Stadt aus einer neuen Perspektive zu sehen.

Herausforderungen und Perspektiven

Trotz des Erfolgs gibt es Herausforderungen. Dachauer hebt hervor: „Die Herausforderung ist die stetige Zuverlässigkeit der Organisation. Jeden Donnerstag um 16 Uhr ist immer mindestens eine Person vor Ort, die die Aktion kennt. Aufgabe dieser Person ist der Empfang der Spaziergängerinnen und Spaziergänger sowie das Tandem zu bilden.“ Hinzu kommt die kontinuierliche Suche nach neuen Ehrenamtlichen, die bereit sind, Zeit und Engagement zu investieren.

Die logistischen Anforderungen sind jedoch vergleichsweise gering. Mit einem Budget von nur 300 Euro für Materialien wie bunte Bänder, Kreide und Seifenblasen konnte das Projekt starten. Vieles lässt sich durch die regulären Abläufe der Stadtverwaltung organisieren. Das Projekt konnte mit geringen finanziellen Mitteln gestartet werden, was die Bedeutung effizienter Planung und ehrenamtlichen Engagements unterstreicht. Doch die Stadt sieht Potenzial für Weiterentwicklungen. Denkbar wäre eine Verknüpfung mit anderen sozialen Aktivitäten oder Veranstaltungen, um das Projekt weiter auszubauen.