
Datenräume, Leitfragen, Beteiligung: So entsteht die neue Datenstrategie
Daten sind der Rohstoff der Digitalisierung. Sie bilden die Grundlage für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz, für innovative Geschäftsmodelle, für effizientere öffentliche Verwaltung und für bessere Dienstleistungen für Bürgerinnen und Bürger. Doch Rohstoff allein reicht nicht – er muss gehoben, geordnet und genutzt werden. Mit ihrer neuen Datenstrategie will die Landesregierung Baden-Württemberg genau das leisten: Datenschätze identifizieren, ihre Nutzung ermöglichen und damit Fortschritt, nachhaltigen Wohlstand und wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit sichern.
Die Datenstrategie ist Teil der umfassenderen Digitalisierungsstrategie „digital.LÄND“ und verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz. Daten sollen nicht nur erhoben und gespeichert, sondern intelligent miteinander verknüpft und datenschutzgerecht genutzt werden. Gleichzeitig setzt das Land auf Offenheit: Wo immer möglich, sollen öffentliche Daten zugänglich gemacht werden – denn offene Daten schaffen Innovationen, verbessern die Planung und ermöglichen eine bürgernähere Verwaltung.
Datenräume schaffen Ordnung und neue Chancen
Zentraler Bestandteil der Strategie ist die Einteilung in sogenannte Datenräume. Sechs große Bereiche wurden definiert: Mobilität, Gesundheit, Bildung und Weiterbildung, Wirtschaft, Wissenschaft sowie Verwaltung und Kommunen. Diese Gliederung orientiert sich an den Lebensbereichen der Menschen und soll helfen, Daten besser zu strukturieren, gezielt Fortschritt zu organisieren und Synergien zwischen verschiedenen Akteuren zu schaffen. Denn Mobilitätsdaten etwa entfalten ihr volles Potenzial erst dann, wenn sie mit Informationen über Energieinfrastruktur, urbanes Leben oder Umweltaspekte kombiniert werden können.
Ergänzt wird die Struktur der Datenräume durch fünf Handlungsfelder, die sich auf die interne Umsetzung in der Landesverwaltung beziehen: Technische Infrastruktur, Datenmanagement, Organisation, Rechtsrahmen und Datenkompetenz. Diese Handlungsfelder sorgen dafür, dass die notwendigen Grundlagen geschaffen werden – von sicheren Netzen über rechtliche Klarheit bis hin zur Ausbildung von Fachkräften.
Die Idee, Daten in klar abgegrenzte Räume zu organisieren, ist entscheidend: Statt isolierte Datensammlungen zu pflegen, sollen thematische Schwerpunkte entstehen, die eine gemeinsame Sprache sprechen. Das erleichtert nicht nur die Auswertung und Nutzung der Daten, sondern hilft auch, Verantwortlichkeiten zu klären und Innovation gezielt zu fördern. Datenräume sind gewissermaßen digitale Ökosysteme, in denen Verwaltung, Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Bürger gemeinsam wirken können.
Verkehrsdaten als Beispiel für intelligente Nutzung
Wie das in der Praxis aussieht, zeigt ein Blick in den Datenraum Mobilität. Ein Paradebeispiel ist hier die Plattform MobiData BW, die bereits seit einigen Jahren Verkehrsdaten aus ganz Baden-Württemberg bündelt und unter einer offenen Lizenz bereitstellt. Dort finden sich Fahrplandaten des öffentlichen Nahverkehrs, Echtzeitinformationen zu Ladesäulen, Carsharing-Angebote und vieles mehr. Ziel ist es, diese Daten so zu verknüpfen, dass sie in Routing-Apps, Auskunftssystemen oder Analysen einfach genutzt werden können – sowohl von öffentlichen Stellen als auch von Unternehmen und Bürgerinnen und Bürgern.
Ein praktisches Beispiel liefert die Stadt Herrenberg: In Kooperation mit dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) wurden dort sämtliche Fahrradabstellanlagen systematisch erfasst und mit Zusatzinformationen wie Zustand, Beleuchtung oder E-Lademöglichkeiten ergänzt. Diese Daten flossen über das städtische Geoinformationssystem in die OpenStreetMap-Datenbank und von dort in MobiData BW. Das Ergebnis: Bürger können über das stadteigene „stadtnavi“ schnell und einfach freie Abstellplätze finden, die Stadtverwaltung wiederum kann auf Basis der Daten gezielt neue Anlagen planen.
Besonders hervorzuheben ist, dass Herrenberg auf Open Source setzt: Das stadtnavi wurde so entwickelt, dass es auch anderen Kommunen offensteht. Der Quellcode ist öffentlich einsehbar, anpassbar und kann von jedem weiterentwickelt werden. Dieses Prinzip – bekannt unter dem Schlagwort „Public Money, Public Code“ – stellt sicher, dass mit öffentlichen Mitteln entwickelte Software nicht in proprietären Strukturen verschwindet, sondern der Allgemeinheit zugutekommt. Gerade im Bereich Mobilität, wo sich Technologien schnell verändern, bietet diese Offenheit enorme Vorteile: Kommunen bleiben flexibel, sparen Kosten und können voneinander lernen.
Doch die Mobilität ist nur ein Ausschnitt. In allen definierten Datenräumen soll die neue Strategie helfen, den Zugang zu hochwertigen Daten zu verbessern, Anwendungen für Bürgerinnen und Bürger zu ermöglichen und Innovationen zu fördern. Ob in der Bildung, in der Gesundheit oder in der Wirtschaft: Überall sind gute, strukturierte und nutzbare Daten der Schlüssel zum Fortschritt.
Mit der Beteiligung der Öffentlichkeit setzt das Land zudem auf Transparenz und Mitgestaltung. Bis zum 8. Mai 2025 können Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen und Institutionen ihre Ideen, Hinweise und Wünsche auf dem Beteiligungsportal des Landes einbringen. Die Ergebnisse werden von den federführenden Ministerien ausgewertet und fließen direkt in die finale Ausarbeitung der Strategie ein.
Daten intelligent zu nutzen, sie offen zugänglich zu machen und gleichzeitig Datenschutz und Cybersicherheit hochzuhalten – das ist der Anspruch der neuen Datenstrategie. Sie legt damit das Fundament für eine digital souveräne, lebenswerte Zukunft in Baden-Württemberg.