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„Zukunft braucht Fläche“: Bündnis fordert neuen Rahmen für die Flächenentwicklung

Um Baden-Württemberg zukunftsfähig zu machen, fordert ein Bündnis von Verbänden eine Neuausrichtung der Flächenpolitik. Im Rahmen des Positionspapiers „Zukunft braucht Fläche!“ betonen die Verbände, dass ohne ausreichende Flächen der notwendige Wohnraum, wirtschaftliche Entwicklung und eine moderne Infrastruktur nicht realisierbar seien. Besonders wichtig ist es, die unterschiedlichen Interessen – von Klimaschutz bis zur Daseinsvorsorge – im Einklang zu halten.

Am vergangenen Donnerstag stellte das Bündnis „Zukunft braucht Fläche!“ in Stuttgart ein gemeinsames Positions- und Faktenpapier vor, das die dringende Notwendigkeit für eine realistische Flächenpolitik in Baden-Württemberg unterstreicht. Das Bündnis, das aus führenden Vertretern der Industrie- und Handwerkskammern, der Bau- und Wohnungswirtschaft sowie den Kommunen besteht, fordert eine „Ermöglichungsplanung“, die Baden-Württemberg auf die Zukunft vorbereitet.

Steffen Jäger, Präsident des Gemeindetags Baden-Württemberg, betonte dabei die Rolle der Kommunen als zentrale Akteure: „Ein sparsamer und verantwortlicher Umgang mit Fläche soll auch künftig die Leitlinie bei der Flächenplanung sein. Doch auch in den kommenden Jahren wird es zusätzliche Flächen brauchen, um die vielfältigen Bedarfe unserer Gesellschaft zu decken.“ Laut Jäger müssen kommunale Planungsräume erhalten bleiben, um Wohnungsbau, Wirtschaft und die Energiewende realisieren zu können.

Flächenbedarf als Zukunftsgrundlage 

Die Verbände betonen, dass die Flächenpolitik nicht durch unrealistische Zielsetzungen wie eine pauschale „Netto-Null“ beim Flächenverbrauch behindert werden darf. Vielmehr solle eine flexible, bedarfsorientierte Flächenvergabe gewährleisten, dass Baden-Württemberg seine Position als einer der führenden Wirtschaftsstandorte Europas halten kann. „Wohnen, Leben und Wirtschaften, zudem die grundlegende Energiewende; all das lässt sich nicht mit pauschalen Vorgaben wie einer „Netto Null“ oder durch Flächenkontingente verwirklichen“, fügte Jäger hinzu.

Das ausführliche Positionspapier des Bündnisses beschreibt detailliert die Flächenbedarfe in Baden-Württemberg und analysiert die Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Entwicklung des Landes. Die Verbände heben hervor, dass Baden-Württemberg durch begrenzte Bauflächen im Wettbewerb zu anderen Bundesländern benachteiligt sei.

Durch die stark frequentierten Ballungsräume und die steigende Bevölkerung, die Prognosen zufolge bis 2040 um 4,6 Prozent wachsen wird, steigen die Anforderungen an Wohnflächen, Infrastruktur und Gewerbegebiete. Besonders die Wohnraumentwicklung soll auf eine nachhaltige Grundlage gestellt werden: Neben Nachverdichtungen und Aufstockungen soll auch die Neuausweisung von Flächen zur Entlastung des überhitzten Wohnungsmarktes beitragen.

Flexible und pragmatische Planung gefordert

Das Positionspapier legt einen klaren Fokus auf die wirtschaftlichen Anforderungen des Landes und unterstreicht, dass die ansässige Industrie langfristig nur durch ausreichende Flächen für Innovation und Produktionskapazitäten gesichert werden kann. Laut den Verbänden führt ein Mangel an Flächen langfristig zu Wettbewerbsnachteilen und schwächt den Standort Baden-Württemberg.

Der Bedarf an mindestens 86.000 Hektar zusätzlichen Flächen für Wohnbau, Gewerbe und Infrastruktur bis 2040 erfordert eine flexible und pragmatische Planung. Besonders im Kontext der Energiewende, die ebenfalls Flächen für Wind- und Solarenergieanlagen beansprucht, sei eine realistische Zielsetzung unabdingbar. „Zukunft braucht Fläche“ ruft die Landespolitik daher zu einer ausgewogenen Planung auf, die die Zukunftsfähigkeit Baden-Württembergs sichert und gleichzeitig auf Nachhaltigkeit und Verantwortung setzt.