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Start-up BW@School: Jugendliche versuchen sich als Gründer

23. Oktober 2020
In den letzten Schuljahren müssen Schüler eine wichtige Entscheidung treffen – Wohin soll es nach der Schule beruflich gehen? Dass das kein typischer Beruf in Anstellung sein muss, sondern auch die Gründung eines eigenen Unternehmens sein kann, sollen die Workshops von Start-up BW Young Talents vermitteln. Barbara Burkhardt-Reich, Projektleiterin von Start-up BW Young Talents, berichtet.

Text: Barbara Burkhardt-Reich

In diesen Zeiten der Corona-Pandemie erleben wir, wie wichtig es ist, Ideen zu entwickeln, um kurzfristig auf die vielfältigen Herausforderungen reagieren und Lösungen anbieten zu können. Unternehmerisches Denken, klassische Entrepreneur-Eigenschaften sind gefragt und haben in den letzten Wochen und Monaten vielfach zu erstaunlichen Angeboten und Aktivitäten geführt sowie wertvolle Beiträge geleistet, um diese Krise zu meistern. 

Innovationsworkshop kann an der Schule oder bei Gründerzentren stattfinden

Diese Herangehensweise an Probleme, das Entwickeln von Lösungsansätzen und der Mut Ideen umzusetzen – Das sind Themen, an die Schüler frühzeitig herangeführt werden sollten. Durch Methoden der Entrepreneurship Education können bereits Schüler ihre unternehmerische Handlungskompetenz trainieren und für Themen wie Innovation und Start-up sensibilisiert werden. Das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg hat daher im Rahmen der Landeskampagne Start-up BW im Bereich „Young Talents“ Formate für Jugendliche entwickelt, die direkt in den Schulen umgesetzt werden können. Gleichzeitig können diese Projektmodule auch von kommunalen Wirtschaftsförderungen sowie Technologie- und Existenzgründungszentren unterstützt werden, indem sie die Schulen in ihrer Region motivieren daran teilzunehmen und Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen. In einem eintägigen Innovationsworkshop mit Pitch werden die Jugendlichen durch die „Young Talents“-Workshop-Leitung an Kreativitätstechniken herangeführt und entwickeln – ausgehend von der Problemlösung für den Kunden – im Team innovative Geschäftsideen, die sie anschließend vor einer externen Jury präsentieren.  Bei der Zusammensetzung der Jury können wichtige Akteure der Kommune eingebunden werden: Kammern, Wirtschaftsförderung, Gründer etc.

Schüler lernen ein Geschäftsmodell aufzubauen

Das projektorientierte Lernen ermöglicht den Schülern einen praxisnahen Blick in die Welt der Start-ups. Anhand des Business Model Canvas erlernen die Schüler, wie man rasch und übersichtlich ein Geschäftsmodell skizziert. Mit dem Elevator-Pitch üben sie, wie man Inhalte und eigene Ideen kompakt und überzeugend präsentiert. Durch die Arbeit im Team können die Jugendlichen persönliche Stärken erkunden und wertschätzen lernen und das individuelle Feedback der Expertenjury bietet ihnen einen Blick von außen. Das jeweilige Siegerteam aus dem Schul-Pitch kann sich für die Landesauswahl Start-up BW Young Talents bewerben und erhält in diesem Rahmen eine weitere Qualifizierung, u.a. die Vorbereitung auf das Landesfinale. Das Young Talents-Team stellt die Arbeitsmaterialien zur Verfügung und leitet den Workshop inhaltlich. Die Schulen stellen die Schüler vom Unterricht frei. 

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Die Workshops können in den Schulen stattfinden oder – was für die Jugendlichen ein größeres Erlebnis ist – in den Räumen der kommunalen Wirtschaftsförderungen beziehungsweise Technologie- und Existenzgründungszentren. Mit diesem Programm – das vom Land finanziert wird – können Kommunen unternehmerisches Denken bei den Machern von morgen fördern. Die Jugendlichen werden auch herangeführt an Unterstützungsstrukturen für Existenzgründungen in ihrer eigenen Region, kommen frühzeitig in Berührung mit der Wirtschaft und den Start-ups vor Ort. Die Schüler-Pitches regen die regionale Presse in der Regel zu einer guten Berichterstattung an, so dass auch die Öffentlichkeitswirksamkeit gegeben ist. Alle Workshops und die Orte, an denen sie stattfinden, werden darüber hinaus im Tour-Tagebuch auf der eigens eingerichteten Webseite veröffentlicht. Eine ganze Reihe von Kommunen nutzt bereits dieses Angebot und haben nach der ersten Runde oft eine so gute Resonanz durch die Schulen, dass der Workshop dort mittlerweile an mehreren Tagen angeboten wird, um allen Interessierten die Möglichkeit der Teilnahme zu geben. So auch in der Technologiewerkstatt Albstadt, dort hat Daniel Spitzbarth die Innovation-Workshops initiiert und urteilt:

"Ich bin überzeugt, dass der schulübergreifende Start-up BW Young Talents Innovation Workshop & Pitch das Potential hat, die Start-up-Kultur unserer Region nachhaltig zu fördern." Auch im laufenden Schuljahr werden diese Innovation-Workshops angeboten. Das Konzept wird laufend an die aktuell geltenden Hygieneregeln des Kultusministeriums angepasst. Das Projektteam Start-up BW Young Talents entwickelt mit den kommunalen Wirtschaftsförderungen entsprechende Konzepte, um gerade auch den Schülern, die durch die Corona-Pandemie starke Einschränkungen erlebt haben, zu ermöglichen, sich mit neuen Themen und anderen Arbeitsmethoden zu beschäftigen.

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Schüler und Gründer vernetzen

Das zweite Projektmodul im Rahmen der Kampagne Start-up BW Young Talents folgt dem Konzept der positiven Rollenvorbilder und bringt Gründer mit Schülern zusammen. Das Berufswahlverhalten unserer Jugendlichen wird gerade im Medienzeitalter immer stärker durch Rollenvorbilder geprägt. Um Schüler für die Themen Existenzgründung und unternehmerisches Handeln zu sensibilisieren, sind daher gerade Begegnungen mit realen Gründern wertvoll, denn sie vermitteln durch ihre Erfahrungen authentische Eindrücke aus dem Berufsalltag. Das Ziel ist ein interaktiver Austausch zwischen den Jugendlichen und Start-ups. Zur Vorbereitung dieses Gesprächs wird den Schulen ein Workbook zur Verfügung gestellt, mit dem sich die Schüler auf das Gespräch vorbereiten, sie entwickeln einen Fragekatalog und bereiten sich auf die selbständige Moderation des Interviews vor. In der Regel findet dadurch ein lebendiger Austausch statt, von dem auch die Gründer ganz begeistert sind. Die Suche nach geeigneten Gründern sowie die gesamte Terminkoordination wird vom Young Talents-Team übernommen. Für dieses Projektmodul wurde darüber hinaus eine Gründerlandkarte in Form einer Datenbank entwickelt und umgesetzt.

Dort sind mittlerweile über 100 Gründer verzeichnet, die sich bereit erklärt haben, an die Schulen zu

gehen und dort ihre Gründungserfahrungen mit den Schülern zu teilen. Es gibt noch einige weiße Flecken auf der Baden Württemberg-Karte und es wäre gut, wenn die kommunalen Wirtschaftsförderungen ihre Gründer motivieren, sich dort zu registrieren und damit auch sichtbar zu werden. Die Interviewtermine werden im Tour-Tagebuch veröffentlicht.

Online-Angebot für die Corona-Zeit

Mittlerweile wurde das Angebot um „Start-up BW@School – online“ erweitert. Schulen haben die Möglichkeit, die Gespräche mit Gründern im Video-Chat durchzuführen. Das Young Talents-Team übernimmt dabei nicht nur die Terminkoordination, sondern stellt auch die entsprechende Technik zur Verfügung. Das Workbook kann online begleitet durch ein Webseminar bearbeitet werden. So kann dieses Projektmodul im Fernunterricht eingesetzt werden.  Insgesamt wird auch dieses Projektmodul sehr gut von den Schülern angenommen. Elvira Eberhardt, Lehrerin an der Ferdinand-Steinbeis-Realschule in Vaihingen/Enz urteilt: „Die Schüler der Klasse 9a waren begeistert von dem, was der Gründer erzählt hat und vor allem wie er es vermittelt hat.“