Ist Click&Collect auch für kleine Einzelhändler sinnvoll?
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Social Media, Click&Collect oder Online-Shop - Was hilft dem stationären Einzelhandel?

Der reine Online-Handel hat beim stationären Einzelhandel für einige Einbußen gesorgt. Doch nur in der Kombination aus Ladengeschäft und digitalen Maßnahmen können die Innenstädte belebt bleiben.

Das Kaufverhalten der meisten Kundinnen und Kunden hat sich über die letzten Jahre und Jahrzehnte extrem verändert. Das liegt maßgeblich an der Digitalisierung. Menschen sind zunehmend daran gewöhnt, dass alles zu jeder Zeit vom Sofa aus verfügbar ist. Dass das jedoch nicht nur Vorteile hat, ist vielen Kundinnen und Kunden spätestens in der Corona-Pandemie klar geworden. Wenn sie jetzt etwas online kaufen, ist es in den meisten Fällen erst Tage später bei ihnen. Wenn das Bestellte ihren Vorstellungen nicht entspricht, müssen sie sich um Rücksendeformalien kümmern und ein Paket zu einem Lieferdienstleister bringen. Verzögerungen und Aufwand, den der stationäre Einzelhandel vor Ort nicht kennt. Dazu kommt das Erlebnis des Einkaufs in der Innenstadt oder im Ortszentrum, den ein Online-Kauf nicht ersetzt. 

Präsenz im Internet ist Pflicht, nicht Kür

Mit diesen Vorteilen sollten stationäre Einzelhändler entsprechend werben, sagt Sabine Hagmann, Hauptgeschäftsführerin des Handelsverbands Baden-Württemberg. Doch dabei allein könne es nicht bleiben: Der stationäre Einzelhandel müsse digitale Maßnahmen in seinen Alltag integrieren, um konkurrenzfähig zu bleiben. „Jede Händlerin und jeder Händler sollte im Netz auffindbar sein“, sagt Sabine Hagmann. „Kundinnen und Kunden sind daran gewöhnt, vor dem Innenstadtbesuch nachzuschauen, welche Geschäfte es dort gibt und wie die aktuellen Öffnungszeiten aussehen.“ Nicht jedes Ladengeschäft müsse seinen eigenen Online-Shop haben, jedoch eine moderne und gut gestaltete Homepage mit allen wichtigen Informationen sei unerlässlich. Mit dieser müsste sie auch bei den bekanntesten Kartendiensten vertreten sein.

Hier kann das Stadtmarketing auch unterstützend einwirken. Es hilft schon, wenn jemand vom Stadtmarketing regelmäßig überprüft, ob alle Geschäfte im Ort eine Homepage mit aktuellen Informationen haben und darauf hinzuweisen, falls es ein Defizit gibt.

Sabine Hagmann, Hauptgeschäftsführerin des Handelsverbands Baden-Württemberg

Sabine Hagmann vom Handeslverband Baden-Württemberg über Click&Collect
(c)Wolfgang List

Neben der Homepage ist auch die Präsenz in den sozialen Medien wichtig für den Einzelhandel. „Immer mehr Menschen aus allen Altersgruppen nutzen Social Media“, so Hagmann. „Hier können Geschäfte mit Kundengruppen in Kontakt kommen, die ansonsten vielleicht gar nicht auf sie aufmerksam geworden wären.“ Social Media habe zudem den Vorteil, dass verschiedenste Möglichkeiten der Kommunikation denkbar sind. Geschäfte können direkt mit einzelnen Kundinnen und Kunden schreiben, die spezielle Fragen oder Wünsche haben. Sie können neue Informationen wie aktualisierte Öffnungszeiten kommunizieren. Und sie können neue Produkte bewerben. „Wenn ich zum Beispiel Pullover aus einer neuen Kollektion geliefert bekomme, kann ich sofort ein Foto davon machen und auf den sozialen Medien posten“, rät Hagmann. „Ich kann dann auch den einen oder anderen Pullover selbst anziehen und mich darin filmen. So sehen Kundinnen und Kunden die Produkte im Detail und bekommen gleichzeitig einen persönlichen Bezug zum Geschäft.“ Darüber hinaus sei das eine Werbemaßnahme mit sehr wenig Aufwand. Es braucht einen gewissen personellen Einsatz, doch ansonsten sei die Maßnahme quasi kostenlos. Auf ähnliche Art könne man auch Gruppen von Messenger-Diensten verwenden. 

Für welche Händler ist Click&Collect sinnvoll?

Auch das während der Corona-Pandemie sehr beliebte Prinzip des Click&Collect kann für den stationären Einzelhandel sinnvoll sein. Es gibt Kundinnen und Kunden die Sicherheit, dass das Produkt, für das sie sich interessieren, vor Ort ist, wenn sie in den Laden kommen und gleichzeitig gibt es die Möglichkeit, noch einmal zu prüfen, ob es wirklich das richtige ist und es im Zweifel nicht mitzunehmen. „Besonders im Bereich Bekleidung ist das ein wichtiges Argument für die Kundin oder den Kunden“, sagt Hagmann. Der Handelsverband Baden-Württemberg beobachtet, dass es bei den Kundinnen und Kunden Interesse an Click&Collect gibt. Es gelte zu bedenken, dass Click&Collect für Händlerinnen und Händler sehr aufwendig ist. „Schon alleine die Ladenfläche, die für zurückgelegte Waren reserviert werden muss, stellt für viele ein Problem dar“, gibt Hagmann zu bedenken. „Trotzdem kann Click-and-Collect sehr spannend werden, wenn eine Mehrheit der Kundinnen und Kunden es nutzen möchte.“ 

So unterstützen Städte und Gemeinden den stationären Einzelhandel

Doch wie können nun die Städte und Gemeinden mithelfen, den stationären Einzelhandel zu stärken? „Ein enger Kontakt zwischen der Verwaltung und den Einzelhändlern ist viel wert“, sagt Hagmann. „So kann man im Austausch darüber bleiben, wo Probleme liegen und wie Lösungen aussehen können.“ Auch hilft es den Händlerinnen und Händlern, wenn Städte und Gemeinden dabei mithelfen, dass die bürokratischen Hürden für sie möglichst gering gehalten werden. „Auch ein gutes Leerstandsmanagement und eine gute Stadtreinigung helfe dabei, die Innenstädte attraktiv zu halten und somit mehr potenzielle Kundinnen und Kunden anzuziehen.“ 

Ein schwieriges Jahr für den Einzelhandel

In diesem Jahr sieht der Handelsverband Baden-Württemberg erneut einige Schwierigkeiten auf die Händlerinnen und Händler zukommen. Energiekrise, Rohstoffmangel und die finanzielle Unsicherheit der Privatpersonen und Unternehmen könnten für geringere Umsätze sorgen. „Deshalb wären Gutschein-Aktionen wie in den Corona-Jahren auch in diesem Jahr wieder eine wichtige Hilfe für den Einzelhandel“, sagt Hagmann.