Kressbronn: Neubaugebiet schafft Wohnraum und produziert Energieüberschuss
Strom, Wärme, Raumklimatisierung und Mobilität – auf diesen vier Säulen fußt das Quartier Bachtobel, ein ehrgeiziges Vorhaben der Gemeinde Kressbronn am Bodensee (Bodenseekreis), das bis 2026 realisiert werden soll. Grundsätzlich hat sich die 8.000 Einwohner starke Gemeinde zum Ziel gesetzt, im Bachtobel bezahlbaren Wohnraum und Klimaschutz in Einklang zu bringen. 144 Gebäude mit insgesamt 187 Einheiten sind geplant. Elf Millionen Euro wird das alles wohl kosten, finanziert wird das Projekt aus Eigenmitteln der Gemeinde sowie aus den Erlösen aus dem Verkauf des Baulands. Zum Konzept gehören außerdem 100 Wohnungen in genossenschaftlicher Wohnbebauung, 100 kommunale Mietwohnungen, ein Kinder- und Familienzentrum, ein Ärztehaus, ein Gebäude, das eine Mischnutzung aus Wohnen und gewerblicher Nutzung vorsieht, sowie ein neues Feuerwehrhaus.
Kaltes Nahwärmenetz versorgt Quartier mit Wärme
Besonders spannend ist das Quartier in puncto Energieversorgung. Die Wärmeversorgung erfolgt durch geothermische Bohrungen und ein kaltes Nahwärmenetz. Das Verfahren kommt mittlerweile in immer mehr Kommunen zum Einsatz. die:gemeinde hat bereits vor einigen Jahren über ein Projekt in Murg (Landkreis Waldshut) berichtet, bei dem ein Neubaugebiet ebenfalls über dieses Verfahren mit Wärme versorgt wird. In Kressbronn werden 84 Sonden 140 Meter tief ins Erdreich gebohrt. Das darin zirkulierende Wasser ist mit speziellem Frostschutzmittel versetzt. Die Sonden nehmen die thermische Energie aus dem Erdinneren auf und erwärmen sich dadurch auf zehn bis 18 Grad. Das Wasser gelangt in die Häuser und von dort aus abgekühlt wieder zurück ins Erdinnere. Zusätzlich ist jedes einzelne Haus mit einer elektrischen Wärmepumpe ausgestattet.
PV-Anlagen versorgen Wärmepumpen mit Strom
Der Strom, der die Pumpen antreibt, wird auf den Flachdächern der Häuser von Fotovoltaikanlagen erzeugt. Somit ist die Wärme- und Stromerzeugung im Quartier quasi-autark, vernetzt und dezentral. Im Kinder- und Familienzentrum ist ein intelligentes Steuerungssystem untergebracht. Von dort aus werden PV-Anlagen, Erdsondenfelder, Wärmenetz, Strom- und Wärmespeicher und Wärmepumpen gesteuert. Maßgabe dabei ist der jeweils tagesaktuelle Status von Erzeugung und Verbrauch. Das Quartier soll einen jährlichen Überschuss von 30 Prozent erwirtschaften. Der Überschuss soll dann ausgespeist werden oder den Elektroladestationen zur Verfügung gestellt werden.