Knapp 500 Millionen Euro über das neue Kita-Qualitätsgesetz
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Knapp 500 Millionen Euro für baden-württembergische Kitas

12. Juni 2023
Nun war es soweit: Staatssekretärin im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Ekin Deligöz, und Staatssekretär im Kultusministerium Baden-Württemberg, Volker Schebesta unterzeichneten die Vereinbarung zur Umsetzung des KiTa-Qualitätsgesetzes.

„Der Bund stellt den Ländern bis 2024 rund vier Milliarden Euro bereit“, sagt Staatssekretärin Ekin Deligöz. „Vielerorts kämpfen Kitas mit Personalengpässen und müssen zuweilen sogar das Betreuungsangebot einschränken. Klugerweise investiert das Land die Bundesgelder auch in Maßnahmen der Fachkräftegewinnung."

Schebesta: Mehr Fachkräfte und Sprachförderung

„Wir investieren mit dem Kita-Qualitätsgesetz in Baden-Württemberg in die Leitungszeit, um die pädagogische Arbeit zu stärken, unterstützen die Träger der Einrichtungen in ihren Bemühungen um die Anwerbung von Fachkräften und verstärken unsere Bemühungen um eine hochwertige Sprachförderung schon bei den Kleinsten“, sagt Staatssekretär Volker Schebesta.

Zweites Bundesland mit Vertrag zum Kita-Qualitätsgesetz

Derzeit verhandelt der Bund mit jedem Bundesland darüber, welche Maßnahmen zur Qualitätsentwicklung und zur Verbesserung der Teilhabe in der Kindertagesbetreuung das Land in den Jahren 2023 und 2024 umsetzen und wie es die vom Bund zur Verfügung gestellten Mittel einsetzen wird. Baden-Württemberg ist das zweite Bundesland nach Bremen, mit dem der Vertrag zur Umsetzung des KiTa-Qualitätsgesetzes unterzeichnet wurde.

Wie werden die Maßnahmen definiert?

Das KiTa-Qualitätsgesetz gibt vor, dass die Maßnahmen, die die Länder mit den Bundesmitteln umsetzen, überwiegend in denjenigen Handlungsfeldern ergriffen werden sollen, die für die Qualitätsentwicklung von besonderer Bedeutung sind. Hierzu zählen beispielsweise die Gewinnung und Sicherung qualifizierter Fachkräfte, die Stärkung der Kita-Leitungen oder auch die Förderung der sprachlichen Bildung. Die Länder wählen ihre Maßnahmen zur Weiterentwicklung der Qualität und zur Verbesserung der Teilhabe in der Kindertagesbetreuung anhand ihrer jeweiligen Bedarfe und der individuellen Situation der Kindertagesbetreuung im Land aus. Hieraus ergeben sich entsprechend unterschiedliche Schwerpunktsetzungen in den Ländern.

GEW: Kitas brauchen attraktivere Arbeitsbedingungen

Die Bildungsgewerkschaft GEW bezeichnet das Kita-Qualitätsgesetz als einen wichtigen Schritt für gute Kitas. Sie erwartet gleichzeitig weitere konkrete Verbesserungen bei den Arbeitsbedingungen in Kitas. „Wir brauchen deutlich mehr junge Menschen, die sich für pädagogische Berufe entscheiden“, sagt Monika Stein, Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. „Diese erwarten attraktive Arbeitsbedingungen. Die Geburtenzahlen sind in den letzten 15 Jahren um rund 16 Prozent gestiegen, außerdem gab es Zuzug von Familien, sodass rund 20 Prozent mehr Kinder in den Einrichtungen sind als noch vor 15 Jahren. Insbesondere der Bedarf an Plätzen für die unter dreijährigen Kinder ist enorm gestiegen. Waren im Jahr 2007 etwa 27.000 Kinder in dieser Altersgruppe in den Kindertageseinrichtungen, sind es jetzt rund 80.000 Kinder unter drei Jahren. Für die Betreuung der jüngeren Kinder wird ein besserer Fachkraftschlüssel benötigt.“

UBW: Kita-Qualitätsgesetz mit richtigen Ansatzpunkten

Auch die Unternehmer Baden-Württemberg (UBW) sorgen sich um die Fachkräftesituation an den Kitas. „Ob die Fachkräftesicherung in Zeiten des demografischen Wandels gelingt, wird unter anderem von einer leistungsfähigen Infrastruktur zur Kinderbetreuung und einer funktionierenden Frühförderung abhängen“, sagt Stefan Küpper, Geschäftsführer Politik, Bildung und Arbeitsmarkt der Unternehmer Baden-Württemberg. „Die Stärkung der Kita-Leitungen und Investitionen in die Sprachförderung im Rahmen des sogenannten Kita-Qualitätsgesetzes sind richtige Ansatzpunkte, um die Qualität der Kita-Angebote zu steigern. Ob die aufgerufenen knapp 500 Millionen Euro des Bundes für zwei Jahre hier einen nachhaltigen Effekt erzeugen können, bleibt abzuwarten. Ohnehin stellt der dramatische Mangel an pädagogischen Fachkräften und die Einschränkung von Betreuungszeiten aktuell mit die größte Herausforderung dar.“

Daniel Born: Landesregierung muss nachziehen

Die Opposition fordert nun: Auch das Land sollte seine Investitionen in die Kitas erhöhen. „Während der Bund seine Hausaufgaben macht und mit dem Kita-Qualitätsgesetz in die frühkindliche Bildung investiert, muss die Landesregierung in Baden-Württemberg leider noch nachsitzen“, sagt Daniel Born, Sprecher für frühkindliche Bildung der SPD-Landtagsfraktion. „Es reicht nämlich nicht, nur mit dem Finger auf den Bund zu zeigen und die Hand offen zu halten, auch das Land muss Verantwortung übernehmen. Bildung ist Ländersache und für die frühkindliche Bildung müssen endlich ausreichend finanzielle Mittel bereitgestellt werden. Damit die Sprachförderung weiter gestärkt und zusätzliches Personal wie Hauswirtschaftskräfte eingestellt werden können. Die Herausforderungen an unseren Kitas können Bund, Land und Kommunen nur gemeinsam lösen.“