Integrationsmanager Omar Alkhalaf nach bestandener Ausbildung
Bürgermeister Stefan Neumann (2. v. l.), stellvertretende Hauptamtsleiterin Julia Knobel (r.) und Ausbildungsleiterin Milen Daibert (l.) gratulieren Omar Alkahalf (2. v.r.) zur bestandenen Abschlussprüfung.
© Stadt Künzelsau

Integrationsmanager bringt Fluchterfahrung in die Stadtverwaltung ein

Wenn die Verwaltung die Gesellschaft abbildet, kann sie am besten für alle da sein – von diesem Leitspruch ist man in Künzelsau überzeugt. Daher hat sich die gesamte Stadtverwaltung darüber gefreut, dass Omar Alkhalaf seine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten erfolgreich abschließen konnte und nun im Integrations-Team der Stadt Geflüchtete bei ihrer Ankunft unterstützt.

Omar Alkhalaf lebt seit 2015 in Deutschland. Zuvor war er aus seiner Heimat Syrien geflohen. Innerhalb von zwei Jahren erlernte er die deutsche Sprache auf dem B1-Niveau und suchte sich eine Ausbildungsstelle. Gefunden hat er diese in der Stadtverwaltung Künzelsau. Wo er nun auch nach dem Ende seiner Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten weiterhin arbeitet. 

Sprachbarrieren konnten schnell durchbrochen werden 

„Den ersten Kontakt zur Stadtverwaltung hatte ich über den damaligen Integrationsbeauftragten“, erinnert sich Alkhalaf. „So habe ich auch von der ausgeschriebenen Stelle erfahren.“ In Syrien hatte er ein Agrarstudium begonnen. Am 1. September 2017 startete seine Ausbildung in der Stadtverwaltung Künzelsau. Er fand sich schnell zurecht, doch die Sprache stellte sich zu Anfang häufig als Schwierigkeit heraus. „Wir haben als Stadtverwaltung gemerkt, dass es notwendig ist, für Herrn Alkhalaf ein zusätzliches Angebot zu schaffen“, erzählt Bürgermeister Stefan Neumann. „Die Verständigung untereinander ist das A und O. Außerdem ist Verwaltungsdeutsch noch einmal etwas ganz anderes als das Alltagsdeutsch.“ So konnte Omar Alkhalaf während seiner Ausbildung Sprachkurse besuchen. Jeden Montag hatte er Einzelunterricht und erreichte so mit C2 das höchste Sprachlevel. „Ich hatte aber auch Glück mit meinen Ausbildern bei der Stadtverwaltung und den Lehrern in der Berufsschule“, erzählt Alkhalaf. „Sie haben am Anfang viel mit mir auf Englisch gesprochen und wenn es sein musste, haben wir mit Hand und Fuß kommuniziert. Denn die Fachbegriffe kannte ich auf keiner Sprache – nicht auf Deutsch, nicht auf Englisch und auch nicht auf Arabisch.“

Auf dem Weg zum Integrationsmanager

Im Sommer hat Omar Alkhalaf seine Ausbildung abgeschlossen. Nun arbeitet er im Bereich Integration. Seine Aufgaben sind die typischen Aufgaben eines Integrationsmanagers: Er hilft Geflüchteten dabei, eine Unterkunft zu finden, leitet sie mit ihren Fragen und Problemen an die richtigen Stellen weiter, erklärt ihnen offizielle Schreiben, die sie erhalten, und hilft ihnen dabei, Anträge zu stellen. „Den Integrationsmanager-Lehrgang muss ich noch machen, aber ich arbeite bereits zu hundert Prozent im Integrations-Team mit“, erzählt er. 

Integrationsmanager Omar Alkhalaf an seinem neuen Arbeitsplatz
Omar Alkhalaf an seinem neuen Arbeitsplatz

„Er ist prädestiniert für diese Aufgabe, weil er weiß, was am dringendsten benötigt wird und wie man sich fühlt, wenn man flüchten und in einem anderen Land neu und ganz von vorne anfangen muss“, sagt Neumann. Nach nun über vier Jahren Erfahrung zieht der Bürgermeister ein durchweg positives Fazit: „Es ist wichtig, dass wir die Vielfalt der Gesellschaft in der Verwaltung abbilden können“, so Neumann. „Das ist meiner Meinung nach bereichernd für uns als Arbeitgeber. Und so sehen es auch die anderen Stellen im Haus.“ Gleichzeitig gibt er zu bedenken, dass die Ausbildung von jemandem, der die Sprache noch nicht beherrscht, und noch neu im Land ist, andere Anforderungen an die Verwaltung stellt. „Man muss sich ausreichend Zeit nehmen“, sagt Neumann. „Man muss den Bewerber erst kennenlernen und gucken, ob er in das Team passt. Und man muss die Bereitschaft mitbringen, sich mit den Sprachbarrieren auseinanderzusetzen. Da sprechen wir nicht von etwas, das sich in vier Wochen erledigen lässt. Da muss man sicherlich ein halbes Jahr einrechnen. Aber das ist gut investierte Zeit.“ Neumann hält es daher für sinnvoll, dass man Geflüchteten, die an einer Ausbildung interessiert sind, zunächst ein Praktikum anbietet, in dem sich Bewerber und Stadtverwaltung erst einmal aufeinander einstellen können. 

Alkhalafs Fluchterfahrung ist für die Stadtverwaltung eine wichtige Ressource 

Nun könnte die Stelle des Integrationsmanagers in den nächsten Jahren in vielen Kommunen bedroht sein. Die Förderung durch das Sozialministerium ist nur noch für 2022 gesichert. Wie es danach weiter gehen wird, ist noch unklar. Und auch die Förderung für Integrationsbeauftragte hat sich 2021 verringert. In Künzelsau ist man sich allerdings schon heute sicher, dass es in Zukunft eher mehr als weniger Integrationsmanager geben wird.