Erhöhte Waldbrandgefahr in Baden-Württemberg. Was können Bürger, Kommunen und Land jetzt tun?
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Hohe Waldbrandgefahr: So steht es um die Wälder in Baden-Württemberg

Zweithöchste Gefahrenstufe: Die Waldbrandgefahr in Baden-Württemberg ist alarmierend. Was alle Seiten nun tun können.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnt für weite Teile Baden-Württembergs: Heute herrscht eine erhöhte Waldbrandgefahr. Gut zwei Drittel der Wetterstationen zeigten die zweithöchste Gefahrenstufe beim Waldbrandgefahrenindex. Langzeitdaten des DWD belegen zudem, dass seit 1980 die Tage mit hohem Waldbrandrisiko stetig zunehmen.

Strobl wirbt um umsichtiges Verhalten im Wald

„Mit zunehmend schönem Wetter steigt auch wieder die Waldbrandgefahr“, reagiert der stellvertretende Ministerpräsident und Innenminister Thomas Strobl auf die Ankündigung des DWD. „Das nehmen wir sehr ernst – nicht zuletzt, weil wir vergangenes Jahr aufgrund der langen Trockenperiode weit überdurchschnittlich viele Waldbrände im Land hatten.“ Er appelliert an die Menschen im Land, sich im Wald umsichtig zu verhalten. Denn schon der kleinste Funke könne zu einem Brand mit wohlmöglich verheerenden Folgen führen. Im Besonderen warnt der stellvertretende Ministerpräsident davor:

- Rauchen, Feuer entfachen oder ein Fahrzeug auf ausgetrockneten Grasflächen abstellen – all das kann schnell zu ausgedehnten Bränden führen.

- Spaziergänger und Wanderer sollten bitte mithelfen, „kleine Brandstifter“ wie Flaschen oder Glasscherben aus dem Wald mitzunehmen und zu entsorgen: So werden mögliche Zündquellen durch den Brennglaseffekt vermieden.

- Wer draußen unterwegs ist, sollte aufmerksam auf Rauchentwicklungen achten und gegebenenfalls gleich die Feuerwehr über 112 verständigen.

Hauk erklärt richtiges Verhalten im Wald und im Brandfall

Schon vor dem Pfingstwochenende bat auch Peter Hauk, Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz darum, bei Waldbesuchen einige Vorsichtsmaßnahmen einzuhalten. „Es ist schön, seine Freizeit im Wald zu verbringen“, sagt Peter Hauk. „Für einen ungestörten und entspannenden Waldgenuss ist es wichtig, sich besonnen zu verhalten und Rücksicht auf die Waldbewohner und andere Waldbesucher zu nehmen.“ Der Wald habe jedoch insbesondere in den letzten Jahren unter den Folgen des Klimawandels und den Extremwetterereignissen gelitten. Der Minister wies mit Nachdruck darauf hin, dass das Feuer machen nur an den offiziell dafür eingerichteten Feuerstellen und Grillplätzen erlaubt ist. Je nach örtlicher Situation könnten die jeweiligen Forstbehörden weitere Maßnahmen anordnen. Ein unbeaufsichtigtes Grillfeuer könne verheerende Folgen haben. Auch an den offiziellen Feuerstellen müsse das Feuer daher immer beaufsichtigt sein und vor dem Verlassen der Grillstelle unbedingt vollständig gelöscht werden.

Verhalten im Wald:

- Vom 1. März bis 31. Oktober gilt im Wald ein grundsätzliches Rauchverbot

- Feuer machen ist ganzjährig nur an den offiziellen, fest eingerichteten Feuerstellen auf den Grillplätzen erlaubt. Je nach örtlicher Situation können die Ortspolizeibehörden sowie die jeweiligen Forstbehörden weitere Maßnahmen anordnen und insbesondere das Grillen im Wald vollständig verbieten. Diese Sperrungen sind unbedingt zu beachten

- Nicht gestattet ist das Grillen im Wald auf mitgebrachten Grillgeräten

- Offenes Feuer außerhalb des Waldes muss grundsätzlich mindestens 100 Meter vom Waldrand entfernt sein

- Auch an den erlaubten Stellen muss das Feuer immer beaufsichtigt und vor dem Verlassen unbedingt vollständig gelöscht werden
Was tun, wenn ein Brand ausgebrochen ist?

1. Wo brennt es? – genaue Ortsangabe, markante Geländepunkte (großer Baum, Wiese oder Felsen), Brandausmaß

2. Was brennt? – Bodenvegetation oder Baumkronen

3. Wer oder was ist betroffen? – Sind Personen, Häuser oder andere Einrichtungen in Gefahr?

4. Ort, von dem Sie den Brand melden? – Angabe Ihrer Rückrufnummer, Aufenthaltsort, auf Rettungskräfte warten, damit diese eventuell zum Brandort geführt werden können.

5. Nutzen Sie die kostenfreie App „Hilfe im Wald“, im Notfall können Sie die Einsatzkräfte direkt zu ihrem Standort navigieren.

Das tut das Land gegen die Waldbrandgefahr

Auch das Land verstärkt seine Bemühungen, um den Wald an die Klimafolgen anzupassen, die Waldbrandgefahr zu mindern und bei Waldbränden schneller reagieren zu können. „Seit Jahrzehnten entwickeln wir unsere Wälder zu laubholzbetonten Mischwäldern“, sagt Peter Hauk. „Das erhöht die Resilienz des Waldökosystems und senkt gleichzeitig das Waldbrandrisiko. Zusätzlich haben wir in der Modellregion Hardtwald das Zusammenspiel von Waldbewirtschaftern und Feuerwehr in der Prävention und der Waldbrandbekämpfung weiterentwickelt. Mit dem Tandemkonzept Forst und Feuerwehr erreichen wir eine neue Dimension im Waldbrandmanagement in Baden-Württemberg, das Vorbildcharakter für das Land und darüber hinaus entfalten wird.“

Modellregion Hardtwald testet Zusammenarbeit zwischen Forst und Feuerwehr

In der Modellregion Hardtwald haben Forstleute in den vergangenen Jahren beispielhafte waldbauliche Methoden entwickelt, um den Wald widerstandsfähiger gegen Feuer zu machen. Parallel dazu hat sich die Zusammenarbeit von Forstverwaltung und Feuerwehr intensiviert. „Mit dem Tandemkonzept von Forst und Feuerwehr setzen wir ein Ziel des Koalitionsvertrages um und schaffen damit ein starkes Instrument für ein modernes Waldbrandmanagement in Baden-Württemberg. Die dynamische Entwicklung des Waldbrandgeschehens erfordert eine reibungslose Kommunikation und Abstimmung zwischen den Akteuren und Einsatzkräften, damit sie schnell auf sich verändernde Rahmenbedingungen und Einsatzsituationen reagieren können. Auf diesen Erfragungen können jetzt andere Landkreise aufbauen und ihr Waldbrandmanagement aktualisieren“, sagt der Minister. Ein weiterer Punkt in der Zusammenarbeit von Forstbehörden und Feuerwehren ist die Bereitstellung von Waldbrandeinsatzkarten. „Es freut mich sehr, dass es gelungen ist eine Waldbrandeinsatzkarte nach bundeseinheitlichen Standards auf den Weg zu bringen. Die Landesforstverwaltung hat diese Karten erstellt und über die Unteren Forstbehörden den Feuerwehren zur Verfügung gestellt“, so Minister Hauk.

Die neue Plattform Waldbrand soll das Waldbrandmanagement verbessern

In der Modellregion Hardtwald neigt sich das Projekt ‚Waldbrand-Klima-Resilienz‘ dem Ende zu. Um die dort gewonnenen Erkenntnisse weiter zu vertiefen, wird unter Federführung des Regierungspräsidiums Freiburg an der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg (FVA) eine Geschäftsstelle der Plattform Waldbrand eingerichtet. Sie ist Teil der Waldstrategie und wird daraus finanziert. „Diese Plattform setzt den intensiven Austausch der Akteure fort und unterstützt sie beim Aufbau eines modernen Waldbrandmanagements“, erklärt Minister Hauk.