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Großübung „Magnitude“: Internationale Zusammenarbeit im Katastrophenfall erprobt

Mit „Magnitude“ findet erstmals eine EU-weite Katastrophenschutzübung auf deutschem Boden statt. Die Übung vereint rund 950 Teilnehmer aus mehreren Ländern, die die Zusammenarbeit im Ernstfall eines Erdbebens üben. Ziel ist es, die Einsatzkräfte bestmöglich auf grenzüberschreitende Notfälle vorzubereiten und die Strukturen des EU-Katastrophenschutzverfahrens zu optimieren.

Vergangene Woche hat sich im Training Center Retten und Helfen (TCRH) ein internationales Team von Katastrophenschutzeinheiten zur EU-weiten Großübung „Magnitude“ versammelt. Diese Übung zielte darauf ab, den Ernstfall eines schweren Erdbebens in Nordbaden zu simulieren und die Zusammenarbeit zwischen den Rettungskräften aus Deutschland, Österreich, Griechenland, der Schweiz und Frankreich zu erproben.

Die Übung „Magnitude“ verteilte sich auf die Standorte Mosbach, Mannheim, Bruchsal und Schwarzach. Neben den fast 950 Übungsteilnehmern waren mehr als 150 Fahrzeuge, 15 speziell trainierte Rettungshunde und zwei Hubschrauber im Einsatz. Die Europäische Kommission kofinanzierte das Übungsprojekt mit einem Budget von 1,36 Millionen Euro. In der Übung wurde auch der Umgang mit vulnerablen Personengruppen im Katastrophenfall gezielt trainiert, da die Versorgung und Evakuierung besonders Schutzbedürftiger, wie Älterer und Menschen mit Behinderungen, zunehmend an Bedeutung gewinnt.

Für das Szenario wurde ein Erdbeben der Stärke 6,9 entworfen, das weite Teile von Nordbaden erschüttert und die Einsatzkräfte vor extreme Herausforderungen stellt. In dieser Übung geht es nicht nur um die schnelle Rettung und Versorgung von Opfern, sondern auch um den Umgang mit Gebäudeschäden, Versorgungsausfällen und potenziellen chemischen, biologischen und nuklearen Gefahren, die das Erdbeben hinterlassen könnte.

Kommunen im Ernstfall an vorderster Front 

Für Kommunen ist ein solches Manöver von zentraler Bedeutung. Im Ernstfall stehen sie an vorderster Front und müssen rasch handeln, um ihre Bevölkerung zu schützen und die Auswirkungen der Katastrophe zu bewältigen. Ein groß angelegtes Katastrophenmanöver wie „Magnitude“ bietet den kommunalen Akteuren die Möglichkeit, realitätsnahe Szenarien durchzuspielen, bei denen sie eng mit regionalen und internationalen Einsatzkräften zusammenarbeiten.

Das Training stärkt die Krisenkommunikation, verbessert die Koordination und fördert die Anpassung kommunaler Notfallpläne. Zudem sensibilisiert es die Verwaltung und Bevölkerung für die Notwendigkeit präventiver Maßnahmen und schafft Vertrauen in die lokale Einsatzbereitschaft – ein wesentlicher Faktor für die Resilienz der Gemeinde im Katastrophenfall.

Der stellvertretende Ministerpräsident Thomas Strobl hob die Bedeutung der internationalen Zusammenarbeit im Katastrophenfall hervor: „Der Bevölkerungs- und Katastrophenschutz in Deutschland und in Europa, ja weltweit, steht vor großen Herausforderungen. Das zeigen uns die Krisen der vergangenen Jahre. Darauf müssen wir uns gut vorbereiten. Und das geht nur durch üben, üben, üben. Freilich kennen Krisen keine Grenzen. Deshalb arbeiten wir nun auch international, über die Landesgrenzen hinweg, stärker mit unseren europäischen Partnern zusammen.“

Internationale Zusammenarbeit im Einsatz

Das fiktive Erdbeben um 5.51 Uhr fordert die nationalen Kräfte in einem simulierten Katastrophenszenario mit Hunderten von Toten, Verletzten und Vermissten. Dank der Unterstützung durch das Katastrophenschutzverfahren der Europäischen Union, den „Union Civil Protection Mechanism“ (UCPM), wurde schnell internationale Hilfe angefordert. Bereits vom 15. bis 16. Oktober wurde das Szenario theoretisch durchgespielt, bevor am 24. Oktober die praktische Übung startete und internationale Rettungsteams in Baden-Württemberg eintrafen. Die Übung fokussiert sich auf die Rettung und Erstversorgung der Verletzten sowie die Räumung und Sicherung einsturzgefährdeter Gebäude.

Insgesamt beteiligen sich rund 230 internationale Einsatzkräfte aus Frankreich, Österreich, Griechenland und der Schweiz an „Magnitude“. Frankreich entsendet ein Heavy Urban Search and Rescue Team (HUSAR) mit etwa 80 Personen, während Österreich ein Medium Search and Rescue Team (MUSAR) sowie ein Wasseraufbereitungsteam stellt. Hinzu kommt ein Team aus Griechenland, das speziell auf chemische, biologische, radiologische und nukleare Gefahrenlagen (CBRN) spezialisiert ist. Die europäischen Teams treffen auf 550 deutsche Katastrophenschützer, die in der Übung alle Facetten des Krisenmanagements abdecken.

Durch die enge Zusammenarbeit und das gemeinsame Training mit internationalen Partnern bereitet sich Baden-Württemberg auf mögliche zukünftige Katastrophenfälle vor. Einblick in die Abläufe und Herausforderungen der Zusammenarbeit im Katastrophenschutz zu gewinnen, ermöglicht es den Verantwortlichen, Prozesse zu verbessern und die Sicherheit der Bevölkerung in Krisenzeiten zu stärken.