Flächenpooling soll den Bau von Windkraftanlagen schneller und preiswerter machen
Windpark bei Schwäbisch Hall
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Flächenpooling: Bruchsal und ForstBW stellen gemeinsam Flächen für Windkraft zur Verfügung

Um möglichst große, zusammenhängende Flächen für die Windkraft zur Verfügung zu stellen und Konkurrenz-Projekte zu vermeiden, bieten die Stadt Bruchsal und ForstBW ihre Waldflächen gemeinsam an. Ein Prozedere, das ForstBW auch mit anderen Kommunen gerne übernehmen würde.

„Die Energiewende kann nur gelingen, wenn alle an einem Strang ziehen", sagt Peter Hauk, Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz. „Deshalb freue ich mich sehr, dass ForstBW gemeinsam mit der Stadt Bruchsal Flächen bereitstellt, auf denen bald Windräder ihren Beitrag zu klimafreundlicher Energie leisten werden. Das ist ein wichtiges Zeichen der Zusammenarbeit und der Geschlossenheit zwischen Land und Kommunen, um die Ziele aus der Koalitionsvereinbarung zu erfüllen.“ 

Bruchsal und ForstBW nutzen das Flächenpooling

In einem intensiven Abstimmungsprozess haben sich die Stadt Bruchsal und ForstBW für eine gemeinsame Flächenvermarktung als sogenanntes Poolingverfahren und ein gemeinsames Ausschreibungsverfahren entschieden. Zusammen stellen die beiden Waldbesitzer eine Fläche mit insgesamt etwa 210 Hektar für die Windenergie zur Verfügung. Die Gesamtfläche setzt sich aus 135 Hektar Staatswald und 75 Hektar Stadtwald zusammen. Die Angebotseinholung läuft federführend bei ForstBW. Angebote können bis zum 20. August 2024 abgegeben werden. In dem diskriminierungsfreien Verfahren können sich geeignete Projektierer bewerben, die ein Interesse an der Realisierung eines Windparks haben.

Wie funktioniert Flächenpooling?
Wenn eine Waldfläche, die sich für Windkraftanlagen eignet, in Flächen unterteilt ist, die verschiedene Eigentümer haben, können sich diese in einem Flächenpooling zusammentun und ihre Flächen gemeinsam vermarkten. Der Großteil der anfallenden Pachterlöse aus Windenergieanlagen, die auf diesen Flächen entstehen, wird auf alle Flächeneigentümer verteilt, die beim Flächenpooling mitmachen - entsprechend ihres jeweiligen Flächenanteils zur gesamten Pooling-Fläche. Dieser Anteil liegt meist bei über 70 Prozent. Die restliche Pacht (meist weniger als 30 Prozent) erhalten diejenigen Flächeneigentümer, auf deren Flurstücken später konkret die Anlagen stehen werden, weil diese Flurstücke sehr viel stärker in Anspruch genommen werden als solche, wo nichts steht.

Petzold-Schick: Stadt und Bürgerschaft sollen von Windkraft profitieren

„Wir haben uns rechtzeitig vor Ort in einem knapp zweijährigen Dialogprozess intensiv mit der Windenergie auseinandergesetzt und konnten einen tragfähigen und konstruktiven Kompromiss erreichen", sagt Cornelia Petzold-Schick, Oberbürgermeisterin der Stadt Bruchsal. „Mit ForstBW haben wir daher auf Augenhöhe und in einem fairen und professionellen Prozess ein gemeinsames Projekt definiert. So wollen wir sicherstellen, dass die Früchte dieser Arbeit der Stadt Bruchsal und seiner Bürgerschaft zugutekommen.“

ForstBW strebt Flächenpooling mit weiteren Kommunen an

ForstBW möchte ähnliche Poolingverfahren auch mit weiteren Städten und Gemeinden eingehen. „Wir freuen uns, wenn wir künftig an mehreren Standorten mit den Kommunen zusammenarbeiten und so ideale Flächen für die Windkraft ausnutzen können", sagt Felix Reining, Vorstand von ForstBW. „Viele potenzielle Windkraftgebiete liegen dabei nicht ausschließlich im Staatswald oder im Kommunalwald. Deshalb ist gute Kommunikation mit den Besitzern der anliegenden Flächen eine wichtige Aufgabe. So können wir die Windkraft dort nutzen, wo sie am effektivsten ist.“

Insgesamt 12 Regionalverbände wurden mit der Planung der Windenergieflächen beauftragt. Insgesamt sollen mindestens 1,8 Prozent der Landesfläche für Windräder zur Verfügung stehen. In den aktuell ausgewiesenen Vorranggebietsplanungen zeigt sich häufiger, dass die Flächen in diesen potenziellen Windparkgebieten verschiedenen Eigentümern gehören. ForstBW ist bestrebt, in solchen Fällen, wo eine eigenständige Vermarktung der Staatswaldflächen allein nicht die beste Lösung ist, auf die Kommunen zuzugehen. Ziel hierbei ist es, möglichst große Flächen für eine optimierte Windparkplanung zur Verfügung zu stellen und zu verhindern, dass nebeneinander Konkurrenzprojekte entstehen. „Die Energiewende ist ein Kraftakt, der verlangt, dass wir gemeinsam neue Lösungen finden. Ich danke der Stadt Bruchsal und ForstBW, dass sie hier gemeinsam eine Vorbildrolle für künftige Zusammenschlüsse erfüllen“, betont Peter Hauk.