Ideen für das Projekt Jungsein in der Kommune
© Gemeinde Alfdorf

Bürgermeister mit Jugend in direktem Dialog

Die Gemeinde Alfdorf hat sich entschieden, aktiv auf ihre Jugend zuzugehen. Was gefällt den Heranwachsenden und was wünschen sie sich? Eine Umfrage, ein sogenannter „Actionbound“ und ein Jugend-Hearing später sind bereits mehrere Maßnahmen in der Umsetzung und der Bürgermeister in regem Dialog mit den Jugendlichen.

Alfdorf hat für Kinder und Jugendliche viel zu bieten. Sie finden viel Platz zum Spielen und es gibt Seen, an denen sie schwimmen gehen können. Eine aktive Vereinslandschaft bietet die verschiedensten Freizeitangebote. Die Heranwachsenden genießen hier alle Vorteile, die man im Ländlichen Raum haben kann. 

Wie tritt die Gemeinde in Kontakt mit ihren Jugendlichen?

Ob es den Kindern und Jugendlichen trotzdem an etwas fehlt, kann man als Gemeinde allerdings nur herausfinden, indem man sie fragt. Und das hat Alfdorf getan. „Wir wollten mit den Jugendlichen in einen Dialog treten und herausfinden, was unsere Gemeinde für sie noch schöner machen würde“, erzählt Alfdorfs Bürgermeister Ronald Krötz. „Unsere Bemühungen sind dann alle in das Projekt Jungsein in der Kommune (PJuK) geflossen – oder wie wir es bei uns nennen: yAng.“ 

Hilfe über den Innovationsfonds Jugendarbeit

Im Rahmen des Innovationsfonds Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit fördert das Ministerium für Soziales und Integration Projekte mit jeweils 15.000 Euro und einer externen Beratung. Diese Fördergelder hat auch Alfdorf für sein Projekt erhalten. Aktiv beteiligen sich Mitarbeitende der Gemeindeverwaltung, einige Gemeinderätinnen und Gemeinderäte, das Kreisjugendamt und die Schulsozialarbeit einer ansässigen Schule. Um herauszufinden, was sich die Jugendlichen wünschen und mit ihnen gemeinsam auszuloten, wie diese Wünsche umsetzbar sind, haben die Beteiligten eine Umfrage, eine Schnitzeljagd und ein Jugend-Hearing durchgeführt. 

Beachvolleyball bei Jungsein in der Kommune

Gemeinde nutzt auch ihre Social Media-Kanäle für den Austausch

Die als erstes durchgeführte digitale Umfrage ergab: Die Mehrheit der Jugendlichen lebt gerne in Alfdorf. Doch gleichzeitig sehen sie Verbesserungspotenzial. Um möglichst viele Rückmeldungen auf die Umfrage zu erhalten, hat die Gemeinde an jeden Haushalt mit Kindern und Jugendlichen zwischen 10 und 21 Jahren einen Brief geschickt und Werbung über verschiedene Social Media-Kanäle und die Webseite gemacht. Fast die Hälfte der Angeschriebenen hat an der Umfrage teilgenommen– ein großer Erfolg für alle Beteiligten. 

Jugendliche brauchen ausreichend Treffpunkte

Bei den Verbesserungsvorschlägen kristallisierte sich schnell heraus, dass den Jugendlichen Treffpunkte fehlen. Ein Problem, das Alfdorf mit vielen Flächengemeinden teilt. Knapp rund 7.250 Einwohner leben hier auf über 6.800 Hektar Fläche. Neben dem Hauptort gehören 63 weitere Teilorte, Wohnplätze und Gehöfte zu Alfdorf. Deshalb war der Gemeinde schnell klar, dass sie hier ansetzen möchte. Mit Lösungen nicht nur für den Hauptort, sondern die gesamte Gemeinde. 

Jungsein in der Kommune soll klären, was den Jugendlichen in Alfdorf fehlt

Bei Breitband und ÖPNV hat die Gemeinde wenig Spielraum

Bei den Wünschen, die der Fragebogen preisgab, waren jedoch auch einige dabei, die die Kommune nur bedingt beeinflussen kann. So wurde die schlechte Anbindung an die nächstgelegenen Städte per ÖPNV bemängelt und besseres Internet gewünscht. „Um endlich die weißen Flecken in Alfdorf zu schließen, ist schon einiges in Bewegung, aber diese Prozesse dauern“, sagt Bürgermeister Krötz. „Und auf die wirklich nicht ideale Anbindung nach Schwäbisch Gmünd haben wir als Gemeinde leider wenig Einfluss.“ 

Krötz: „Die Jugendlichen müssen sehen, dass ihre Beteiligung Resultate hervorbringt“

Umso wichtiger war es allen Beteiligten, in Sachen Treffpunkt schnell zu handeln. „Die Jugendlichen müssen sehen, dass ihre Beteiligung auch Resultate hervorbringt“, so Krötz. Deshalb hat Alfdorf in der Folge ein sogenanntes „Actionbound“ auf die Beine gestellt. Dabei handelt es sich um eine Schnitzeljagd mit App-Unterstützung. Die Gemeinde hat Standorte ausgesucht, die für zukünftige Treffpunkte infrage kommen. Diese konnten die Jugendlichen über einen bestimmten Zeitraum mithilfe einer App finden. Dort angekommen, konnten sie Fragen zu den Orten beantworten, Fotos hochladen und ihre Ideen einbringen. 

Ideen für Jungsein in der Kommune

Jugend-Hearing gemeinsam mit Vereinen

Als letzter Baustein der Ideenfindung lud die Gemeinde die Jugendlichen zu einem Hearing am „Tag der Jugend“ ein. Auch die ortsansässigen Vereine waren eingeladen, ein Rahmenprogramm zu veranstalten. Und die Gemeinde baute bereits einen mobilen Skatepark auf, um zu testen, wie dieser angenommen werden würde. „Am wichtigsten war uns natürlich, dass möglichst viele Jugendliche kommen und wir mit ihnen in einen direkten Dialog einsteigen können“, so Krötz. Mit den anwesenden Jugendlichen sprachen die Beteiligten über die konkreten nächsten Schritte. 

Alfdorf bekommt einen Skatepark und einen Dirtpark

„Am Ende des Prozesses standen zwei Maßnahmen, die wir direkt durchführen wollten: Ein Skatepark im größten Teilort, Pfahlbronn, und ein Dirtpark im Hauptort“, erzählt Krötz. „Aber auch für die Zukunft ist klar, dass wir weiter mit den Jugendlichen zusammenarbeiten wollen, um Alfdorf für sie so attraktiv wie möglich zu machen.“ Und das wird auch von den Jugendlichen bereits gelebt, wie der Bürgermeister berichtet: „Sie haben den offenen Kommunikationsweg zu mir jetzt einmal beschritten und wir halten ihn von beiden Seiten offen. Ich bekomme mittlerweile viele Nachrichten von Jugendlichen aus der Gemeinde über meine Social Media-Kanäle. Sie teilen mir mit, wie sie zu unterschiedlichen Dingen stehen, die bei uns in der Gemeinde passieren. Sie fragen aber – berechtigterweise – auch regelmäßig nach, wie es um die Umsetzung unserer gemeinsam geplanten Projekte steht.“

Skatepark für Jungsein in der Kommune

Jugendliche wollen sich aktiv an den Veränderungen beteiligen

Und auch die Hilfsbereitschaft für die Umsetzung der Projekte ist für den Bürgermeister überwältigend: Die Jugendlichen haben angeboten, den Dirtpark selbstständig sauber und ordentlich zu halten, Eltern und Mitglieder verschiedener Vereine haben angeboten, sich an der Modellierung des Dirtpark zu beteiligen und ein ortsansässiger Unternehmer stellt einen Bagger kostenfrei zur Verfügung. Mit der Umsetzung kann die Gemeinde allerdings erst im nächsten Jahr beginnen. Sie musste zunächst ein kleines Grundstück hinzukaufen, da die ursprünglich anvisierte Fläche zu klein war. Der Skatepark ist ausgeschrieben und die Gemeinde konnte bereits eine LEADER-Förderung für das Projekt bekommen.